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Serie Wendekalender: 2. November 1989

Margot Honecker tritt zurück und arbeitslose Italiener wollen übersiedeln

20 JAHRE MAUERFALL

Margot Honecker ist nicht mehr Ministerin für Volksbildung. Sie hatte bereits am 20. Oktober um ihren Rücktritt gebeten, dem kam der Ministerrat jetzt nach. Der stellvertretende Leiter des DDR-Ministeriums für Volksbildung hat alle Weiterbildungsveranstaltungen für Lehrer bis auf Weiteres ausgesetzt, darunter auch die Fortbildungen in Marxismus-Leninismus. Wie ADN berichtet, soll jeder Staatsbürgerkunde-Lehrer jetzt selbst entscheiden, welche Stoffeinheiten er nicht behandele. Stattdessen könne er „die gesellschaftlichen Ereignisse der Gegenwart“ im Unterricht diskutieren.

Ex-Spionagechef Markus Wolf hat sich für eine parlamentarische Kontrolle des Ministeriums für Staatssicherheit ausgesprochen. Es sei falsch zu glauben, dass das Stasi-Ministerium über dem Staat stehe, sagte er laut ADN. Die Behörde sei in allen Situationen den Entwicklungen in der DDR gefolgt. Deshalb werde sich bei der Stasi niemand den angestoßenen Reformen in der DDR widersetzen.

Im „Neuen Deutschland“ plädiert der Generaldirektor des „VEB Carl Zeiss Jena“, Wolfgang Biermann, für die Entwicklung zu einer „wirklichen Leistungsgesellschaft“. „Wir arbeiten im Land einfach nicht effizient genug.“ In der Praxis hätten sich viele schon in einer 35-Stunden-Woche eingerichtet.

27 000 arbeitslose Italiener wollen in der DDR leben und arbeiten. Schon im September reichten 264 Neapolitaner einen entsprechenden Antrag bei der DDR-Botschaft in Rom ein. Die DDR-Führung lehnte ihn jedoch ab.

DDR-Staatschef Egon Krenz beziffert den Schaden, der der DDR ohne „Schutzwall“ in den Jahren 1945 bis 1961 entstanden sei, auf „100 Milliarden“. Ob er D-Mark oder DDR-Mark meint, sagt er nicht. Wegen dieser „gewaltigen Summe“ dürfe die Mauer nicht fallen. loy

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