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Berlin: „Auf Intrigen verzichten“

Politikberater Spreng: Ein Spitzenkandidat von außen hilft in dieser Situation nicht

Klaus Töpfer wird nicht Spitzenkandidat der Berliner CDU. War es richtig, dass er deren Angebot nicht angenommen hat?

Ja. Denn er wäre bei der Lage der Berliner CDU genauso gescheitert wie andere Spitzenkandidaten vor ihm.

Was ist so schlimm an der Lage?

Die Berliner CDU wird von den Wählern als intrigante, provinzielle Partei wahrgenommen. Ihr wird kaum noch Vertrauen entgegengebracht. Solange die Berliner CDU dies nicht repariert hat, hilft ein Spitzenkandidat, der von außen aufgepfropft wird, überhaupt nicht.

Wie repariert man dies?

Durch langfristige Vertrauensarbeit. Das heißt: Verzicht auf Intrigen, auf Gruppenkämpfe, Stabilisierung von glaubwürdigem Spitzenpersonal und stetige, verlässliche Oppositionspolitik.

Halten Sie bei so großen Schwierigkeiten die von Landeschef Schmitt angekündigte Importlösung für die richtige Strategie?

Nein. Deshalb hat ja Klaus Töpfer zu Recht abgesagt. Man kann auf eine als marode empfundene Partei keinen glänzenden Spitzenkandidaten aufpfropfen, so lange die Strukturen und die Politik der Partei sich nicht geändert haben. Das durchschauen die Wähler. Man kann sie nicht blenden mit einem phantastischen Spitzenkandidaten.

Sie haben Edmund Stoiber und Jürgen Rüttgers beraten: Wie lange dauert es, bis ein Spitzenkandidat das Profil hat, das zu ihm passt und glaubwürdig ist?

Es gibt in der Politik die drei „P“: Partei, Programm und Person müssen übereinstimmen. Wenn der Kandidat nicht zur Partei passt oder das Programm nicht zum Kandidaten, dann durchschauen die Wähler das. Und dann wird eine Partei bei der Wahl nicht erfolgreich sein. Ohne einen langfristigen Vertrauensaufbau kann man auch keinen Spitzenkandidaten von außen etablieren.

Am 17. September soll das Berliner Abgeordnetenhaus gewählt werden. Ist das genug Zeit, um in Form zu kommen?

Ich befürchte, dass die Intrigen und Versäumnisse der Berliner CDU so langfristig und tiefgehend sind, dass das nicht in einem Dreivierteljahr repariert werden kann. Die Berliner CDU braucht aus meiner Sicht eine Zeit von drei bis vier Jahren, um für die Wähler vertrauenswürdige Strukturen überhaupt erst wieder herzustellen. Das ist in Anbetracht der schlechten Leistung des rot-roten Senats besonders bedauerlich.

Die Fragen stellte Werner van Bebber

Michael Spreng (57) ist Politikberater und ehemaliger Wahlkampfmanager des CDU-Kanzlerkandidaten Stoiber. Er beriet auch Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Jürgen Rüttgers.

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