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Berlin: Aufbruch West

Die City-West wird zur Erlebniszone mit Shopping und Zoo, Museen und Clubs. Und bald dem Riesenrad

Drinnen arbeiten schon die Bauleute, aber richtig losgehen soll es in vier Wochen: „Ich hoffe, dass wir dann die Baugenehmigung haben“, sagt Hans Grothe. Der Duisburger Bauunternehmer und Kunstmäzen will in zwei Jahren in einem dann sanierten Altbau an der Joachimstaler Straße ein Anselm-Kiefer-Museum eröffnen. Auch das alte Panoptikum, einst an der Ecke zu Hause, wo jetzt der Neubau mit dem Swissôtel und C & A steht, soll hier einziehen. Und hinter dem denkmalgeschützten Klinkerbau, der einmal der TU diente, wird ebenfalls gebaut. Grothe: „Wir errichten ein Jugendhotel mit 200 Zimmern.“ Das will Grothe zeitgleich mit dem Museum eröffnen.

Von der Bedeutung für die westliche Innenstadt, rund um den Kurfürstendamm und den Bahnhof Zoo, ist Grothe überzeugt: „Ein große Aufwertung ist das“, sagt er, denn: „Niemand besitzt eine so große Sammlung von Kiefer-Arbeiten.“ Rund 1000 Quadratmeter wird das Museum, dass Grothe selber betreiben will, groß sein. Die Exponate sollen laufend wechseln. Das alles steht in dem jetzt ausgehandelten städtebaulichen Vertrag.

Grothe gehören schon die beiden Hotel-Neubauten nebenan, das Swissôtel und auch das Hôtel Concorde. Dort wird das Kiefer-Museum freudig begrüßt. Hoteldirektor Carsten Colmorgen erwartet, dass sich die Gäste seines Fünf-Sterne-Hauses dafür ebenso interessiert wie schon jetzt für das nahe gelegene Museum für Fotografie und die Helmut-Newton-Collection in der Jebensstraße. Auch das Aussichtsrad am Bahnhof Zoo sei wichtig für den Standort. „Alles, was dazu beiträgt, unsere Nachbarschaft interessanter zu machen, ist gut für die City-West und damit auch für uns“, sagt Colmorgen. Nicht so dramatisch sieht der Hotelier übrigens, dass keine Fernzüge mehr am Zoo halten: „Erfahrungsgemäß steigen unsere Gäste, wenn Sie mit dem Zug anreisen, ohnehin ins Taxi, und es ist für sie irrelevant, ob sie das am Zoo oder am Hauptbahnhof tun.“ Auch der Zoologische Garten ist eine Attraktion – durch Knut hat sich im März die Besucherzahl auf 201 000 verdoppelt.

Trotzdem hat die Gegend Nachholbedarf. Das sieht auch der Senat so. Deshalb hat die Stadtentwicklungsverwaltung wesentliche Teile der Planung in dem Bereich jetzt an sich gezogen. „Diese Gebiete sind von gesamtstädtischer Bedeutung“, erklärt Verwaltungssprecherin Manuela Damianakis. Es handelt sich um den Hardenbergplatz, wo die Bahn, wie berichtet, große Pläne hat, den „Zoobogen“ genannten Komplex aus Bikini-Haus, Zoo-Palast und Hochhaus am Hardenbergplatz und alle direkt an das zukünftige Aussichtsrad grenzenden Grundstücke. „Jahrelang haben wir uns um die östliche Innenstadt gekümmert“, sagt Damianakis, „jetzt ist die westliche City dran.“

Hier entsteht bereits zwischen dem Theater des Westens und dem Bahnhof Zoo ein neues Hotel. Daneben wartet das Kant-Dreieck darauf, aufgestockt zu werden, wie es inzwischen erlaubt ist. Hoch hinaus gehen soll es auch mit dem Zoofenster, das aus der Baugrube an der Ecke Joachimstaler Straße/Kantstraße wachsen soll, und für das über der Kantstraße liegende Schimmelpfenghaus gibt es Neubaupläne. Verkauft werden soll noch in diesem Jahr das Neue Kranzler-Eck. Es gibt Gerüchte, dass das Traditionscafé wieder ins Erdgeschoss ziehen könnte.

Fürs Einkaufen sind Kurfürstendamm und Tauentzienstraße zwar noch immer die erste Adresse in Berlin, es fehlt aber an Cafés, Bars oder Angeboten für den Abend. „Vor zehn Jahren war das noch anders“, sagt Jürgen Friedrich, Theaterleiter im Filmpalast Berlin. Das soll sich wieder ändern. Die Pläne für das Kiefer-Museum begrüßt er. Er ist auch zuversichtlich, dass die von der einstigen Kinomeile verbliebenen Häuser wie der Zoo-Palast, das Delphi und das Cinema Paris, überleben. Im nächsten Jahr wird der Filmpalast Berlin 60 Jahre alt, gleichzeitig läuft der Mietvertrag aus. An den Angeboten für den Abend arbeitet zum Beispiel Siegfried Egerer. Seit Dezember versucht er mit dem „Cascade“ im Keller des Kant-Dreiecks den Club-Hochburgen in Mitte, Kreuzberg und Friedrichshain ein Stück vom großen Kuchen abzutrotzen. Damit er so weit im Westen nicht ganz alleine kämpft, tut er sich hin und wieder mit dem „40 Seconds“ an der Potsdamer Brücke in Tiergarten zusammen.

Das Ziel ist, die Clubgänger von den Partys in Mitte abzuhalten: „Wer einmal im Osten ist, kommt nicht zurück“, sagt Egerer. Mit dem Erfolg seines Konzepts ist er zufrieden: „Wir haben an den Wochenenden durchgehend mehrere Hundert Besucher.“ In der Nacht zu Sonnabend hat Egerer Verstärkung bekommen. In der Joachimstaler Straße, direkt am berüchtigten Ku-Dorf, versuchen sich deren Macher mit einem eigenen, auf edel getrimmten Club, den sie „Maxxim“ nennen.

Mitarbeit: Klaus Kurpjuweit

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