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Gesundheitsbericht: Berliner werden immer älter

Die Lebenserwartung der Berliner Bevölkerung ist in den vergangenen zehn Jahren um drei bis vier Jahre gestiegen. Je nach sozialer Lage: Männer in Neukölln sterben im Durchschnitt vier Jahre früher als Männer in Zehlendorf.

Laut dem heute von Gesundheitssenatorin Katrin Lompscher (Linke) vorgestellten Gesundheitsbericht für die Jahre 2006/2007 erreichen Frauen inzwischen durchschnittlich das 82. Lebensjahr, Männer werden knapp 77 Jahre alt. Das entspreche statistisch einer Zunahme von drei beziehungsweise vier Jahren. "Erstmals liegen wir beim Alter über dem bundesdeutschen Durchschnitt", sagte Sabine Hermann, Leiterin der Arbeitsgruppe Gesundheitsberichterstattung der Senatsverwaltung.

Den Angaben zufolge erreichen Frauen im Bezirk Treptow-Köpenick mit 83,5 Jahren das höchste Lebensalter. Männer erwartet mit 78,5 Jahren in Charlottenburg-Wilmersdorf das längste Leben, während in Neukölln durchschnittlich nur 75,4 Jahre ermittelt wurden. Die kürzeste Lebenserwartung bei Frauen wurde für Spandau errechnet. Sie werden dort durchschnittlich 81 Jahre alt.

Einwanderer im Fokus

Lompscher unterstrich, die Gesundheit der Hauptstadtbewohner habe sich generell verbessert. "Allerdings besteht zwischen Lebenserwartung und sozialer Lage ein unmittelbarer Zusammenhang", sagte die Senatorin. Erstmals würde deswegen im Bericht die gesundheitliche Situation in Berlin lebender Menschen mit Migrationshintergrund schwerpunktmäßig betrachtet. Sie stellen derzeit zehn Prozent der Bevölkerung. Gemeinsam mit den 13 Prozent in Berlin lebenden Ausländern machen sie laut Bericht knapp ein Viertel der Bevölkerung aus. Das entspricht einer absoluten Zahl von 796.000 Menschen bei 3,4 Millionen Einwohnern.

Der Soziale Dienst der Stadt kümmere sich bei gesundheitlichen Belangen inzwischen besonders um Bürger aus Einwandererfamilien. In Kooperation mit dem Gemeindedolmetscherdienst, der über ein Angebot von 19 Fremdsprachen verfüge, sei der Zugang zu Berlinern mit Migrationshintergrund verbessert worden. Einen Schwerpunkt dieser Arbeit bildete die Gesundheitsbetreuung von Kindern. Kulturspezifische Angebote würden hier inzwischen den Zugang zu Familien erleichtert haben.

Zunahme von "Vermeidbaren Todesfällen"

Als problematisch bezeichneten Lompscher und Hermann dagegen eine hohe Säuglingssterblichkeit bei Ausländern. 3,3 Totgeburten bei 1000 Kindern von deutschen Müttern stünden 7,7 tote Babys bei Ausländerfamilien gegenüber. Verantwortlich dafür seien "Zugangs- und Sprachbarrieren" in der Gesundheitsarbeit. Ebenfalls kritisch bewerteten beide die Zunahme von Vermeidbaren Todesfällen (VTF) bei Ausländern. Dabei handle es sich vor allem um durch Lungenkrebs, Leberzirrhose und Herzkrankheiten bedingte Tode. Auch bei Deutschen würden diese "gesundheitsverhaltensbedingten" Fälle in Bezirken mit negativem Sozialindex zunehmen.

Positiv vermerkt der Bericht die gute Ausstattung des Berliner Gesundheitswesens. Demnach komme auf 463 Einwohner ein Arzt, je 946 Bürger würden von einem Zahnarzt betreut. "Das ist vergleichbar mit Hamburg", sagte Hermann. Zugleich habe sich das Berliner Gesundheitswesen mit 181.500 Beschäftigen zu einem wichtigen Erwerbszweig entwickelt.

Torsten Hilscher[ddp]

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