zum Hauptinhalt
Stark korsettiert, mit knapper Strickjacke: Kim Kardashian unterwegs auf der Met Gala in New York.

© dpa/Matt Crossick

Der prominente Wochenrückblick : Warum Berlin auf der Met-Gala fehlte

In der vergangenen Woche ging es bei den Promis um das, worauf es eigentlich ankommt: die äußeren Werte. Das konnte man im Mauerpark, vor dem Metropolitan Museum und nach Misswahlen beobachten.

Dass Schönheit im Auge des Betrachters liegt, ist wohl der größte Trugschluss der Menschheit. Anders jedenfalls wäre nicht zu erklären, warum wir ständig damit beschäftigt sind, Superlative der selbigen zu preisen. Natürlich geht es dabei meistens irgendwie um Marketing, oder um Clickbait, aber trotzdem wird irgendwie auch ein Mehrwert vermittelt: Was er oder sie kann, kann ich schon lange, hätte ich nur Zeit, Geld und oder Muße.

In der vergangenen Woche jedenfalls klickten die Leser des Berliner Lifestyle-Blogs „Mit Vergnügen“ sich eifrig durch einen Beitrag, um den schönsten Mann Berlins zu küren. In die Top Ten haben es unter anderem von innen heraus strahlende, weil wohl lustige Schönheiten wie etwa Klaas Heufer-Umlauf, Kurt Krömer oder Aurel Mertz geschafft. Außerdem reichweitenstarke Internet-Persönlichkeiten wie „Hand of Blood“, Helge Mark oder Simon Dömer. Kein Wunder also, dass Platz eins von einem belegt wird, der Humor und große digitale Gefolgschaft verbindet: Comedian Felix Lobrecht. Herzlichen Glückwunsch.

Bis auf ein großflächiges Graffito im Berliner Mauerpark (das ist wohl tatsächlich der Gewinn) bringt Lobrecht diese Auszeichnung aber rein gar nichts. Nicht mal auf die New Yorker Met Gala wurde er eingeladen und dabei war das Motto der wohl bekanntesten Kostümparty in diesem Jahr Schönheit. Oder Zeit. Oder Garten. So genau wusste das wie immer keiner. Wie jedes Jahr am ersten Montag im Mai jedenfalls sammelte Anna Wintour, die Chefin der US-amerikanischen „Vogue“, Geld für das Kostüm-Institut des Metropolitan Museum und eröffnete gleichzeitig die neue Ausstellung.

Heidi Klum heißt gar nicht Klum.

Schlagzeile wegen des Namenswechsels zu Kaulitz

Die heißt „Sleeping Beauties: Reawakening Fashion“ und zeigt Haute-Couture-Kleider, die so fragil sind, dass sie nicht (mehr) getragen werden können. Das Motto für die Gala nahm darauf Bezug und hieß „The Garden of Time“, was wiederum ein Roman des Schriftstellers J. G. Ballard aus dem Jahr 1962 ist und in dem es, nun ja, um die Vergänglichkeit von Schönheit geht.

Viel zu kompliziert und langweilig also, weshalb es auf dem roten (undefinierbar gelben-blauen) Teppich letztendlich doch wieder nur um Geschmacksfragen ging: „Rihanna glänzt mit Abwesenheit“, „Pamela Anderson bricht No-Make-up-Regel“ und „Kim Kardashians Taille ist zu dünn“.

Apropos Kardashian, die Unternehmerin und Reality-TV-Persönlichkeit aller Reality-TV-Persönlichkeiten, war nur Stunden nach ihrem Met-Auftritt in Hamburg zu Besuch. Da war letzte Woche das OMR-Festival, eine Art Messe für digitales Zeugs. Laut „Bild“ ließ sie sich für rund 700.000 Euro (plus Privatjet und so weiter) einfliegen, um über „Online-Marketing-Strategien“ zu referieren und ihren aufmerksamen Zuhörer zu raten, sie sollen sich keine Gedanken darüber machen, was Leute über sie denken: „Ich kann ein Foto mit meiner Großmutter posten und selbst dazu würden sich Leute böse Sprüche überlegen. Ich habe mich dafür entschieden, zu posten und dann zu ghosten und mein Telefon wegzulegen“, erzählte sie beispielsweise.

Und damit zurück zum eigentlichen Thema: In der vergangene Woche sind gleich zwei Schönheitsköniginnen zurückgetreten. Zunächst Miss USA Noelia Voigt. In einer langen Erklärung auf Instagram schreibt sie unter anderem von psychischen Problemen. Das ist insofern brisant, als die Anfangsbuchstaben der ersten elf Sätze des langen Statements den Satz „I am silenced“ (Ich werde zum Schweigen gebracht) ergeben. Anlass genug für wilde Spekulationen also.

Nur wenige Tage später verkündete auf gleichem Wege auch Miss Teen USA UmaSofia Srivastava, dass sie ihren Titel abgebe. Ihre persönlichen Werte würden sich nicht mehr mit der Richtung der Organisation decken.

In Deutschland würde sowas wohl nicht mehr passieren: Das hiesige Unternehmen, das nach entsprechenden Missen sucht, hat sich bereits 2020 dazu entschieden, mehr auf innere Werte zu achten – Frauen zu würdigen, „die Verantwortung übernehmen“. Was auch immer das bedeutet, mit dem Bundesverdienstkreuz hat das Ganze jedenfalls nichts zu tun.

Fürs Fan des Oberflächlichen gibt es aber zum Glück immer noch Heidi Klum, der bei ihrer Suche nach der und dem Schönsten im Land seit eh und je das am wichtigsten ist, worauf es eigentlich ankommt: Unterhaltung. Und wenn die nicht von ihren Model-Zöglingen kommt, dann liefert sie die einfach selbst. So war die überraschendste Schlagzeile der vergangenen Woche: „Heidi Klum heißt gar nicht Klum“. Seit ihrer Hochzeit vor knapp fünf Jahren mit Tokio Hotel-Tom Kaulitz, heißt sie Kaulitz. Gut, dass wir das jetzt auch wissen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false