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Berlin: Die Party fällt ins Wasser

Seit zehn Jahren gibt es die Berliner Bäderbetriebe – und seit zehn Jahren müssen sie sparen

Dass es sie überhaupt gibt, liegt am fehlenden Geld – und genau das ist bis heute ihr Problem: Die Berliner Bäderbetriebe sind zehn Jahre alt. Sekt will deshalb aber niemand entkorken, nicht mal der Vorstand. „Wir haben keine Zeit zum Feiern“, sagt Bäder-Chef Klaus Lipinsky.

Gut die Hälfte der zehnjährigen Existenz ist Lipinsky Chef der Bäderbetriebe, die 1996 gegründet wurden, um Schwimmbäder kostengünstiger zu betreiben. Vor 1996 hatten die Bezirke die Hoheit über die Bäder, was dem Land zu teuer geworden war. Geld blieb aber das Problem. Jedes Jahr gebe es weniger als im Jahr davor, so die Klage. Ergebnis: Von den einst bis zu 79 Bädern laufen in der Regie der Bäderbetriebe noch 63, von denen vier derzeit nicht in Betrieb sind. Mit Ausnahme des Strandbads Wannsee sind alle anderen Strand- und Freibäder an Private verpachtet. Die Öffnungszeiten werden seit Jahren reduziert, weil das Personal fehlt und die Bäderbetriebe kein Geld haben, um Saisonkräfte einzustellen.

Als jüngste Neuerung wurde im zehnten Jahr eine Liegenschafts-GmbH der Bäderbetriebe gegründet, die nach und nach Eigentümerin aller Grundstücke und Schwimmhallen werden soll. Das muss Lipinsky jetzt ins Laufen bringen, daher die fehlende Feierlaune. Und auch bei den Parteien im Abgeordnetenhaus bleibt die aus. Sowohl Linkspartei/PDS als auch die CDU sehen in den Bäderbetrieben keine Erfolgsstory.

„Die ursprünglich angedachte Summe für den Landeszuschuss von 79 Millionen Euro wurde niemals umgesetzt“, sagt Uwe Goetze, Parlamentarischer Geschäftsführer der CDU, „unter Rot-Rot wurden die Zuschüsse auf 33,6 Millionen gesenkt.“ Zu wenig, so Goetze, um die Bäder in Schuss zu halten. Die Sportpolitikerin Gabriele Hiller (Linkspartei/PDS) sieht die Bilanz der Bäderbetriebe ähnlich nüchtern: „Wir gehörten zu den Kritikern des Plans, die Bäderbetriebe überhaupt zu gründen“, sagt sie, „so entstand ein großer Betrieb, der unübersichtlich ist.“ Größtes Problem der Bäderbetriebe ist der Sanierungsstau. Seit Jahren hangelt sich der Vorstand von Ausgabensperre zu Ausgabensperre. Das Resultat ist in vielen Hallen zu sehen: Im Kreuzberger Spreewaldbad ist das Sprungbecken gesperrt, weil Deckenteile ins Wasser stürzten. Im Flur tropft das Dach, in den Umkleideräumen platzen Fliesen von den Wänden. Noch schlechter sieht es in der Halle Finckensteinallee in Lichterfelde aus, die komplett saniert werden muss. Seit Juni ist sie geschlossen. Auf rund 50 Millionen Euro schätzt Lipinsky den Sanierungsbedarf in den Bädern.

Den Sanierungsstau abzubauen soll die Liegenschafts-GmbH helfen. „Wir wollen damit unsere Chancen besser nutzen, um private Investoren ins Boot zu holen und so die sinkenden öffentlichen Zuschüsse auszugleichen“, sagt Lipinsky. Damit ist aber noch keine tropfende Decke in den Hallen saniert. Während die Grünen seit Monaten fordern, ein einmaliges Sanierungsprogramm von 50 Millionen Euro aufzulegen, denkt auch die Linkspartei/PDS über Zuschüsse zur Bädersanierung nach: „Den Bädern soll ein fester Betrag innerhalb des Schul- und Sportstättensanierungsprogramms zustehen“, sagt Gabriele Hiller. Zehn Millionen Euro sollten zweckgebunden pro Jahr nur für die Bäder ausgegeben werden. Für die CDU hängt die Zukunft der Bäderbetriebe an der Höhe des künftigen Senats-Zuschusses. Den Kommentar dazu gibt die Finanzverwaltung von Thilo Sarrazin (SPD) ab: „Berlin wird weiter an seinem Konsolidierungskurs festhalten“, sagt sein Sprecher. Nach zusätzlichen Millionen für die Bäderbetriebe klingt das nicht.

Viele Schwimmhallen haben am 3. Oktober geschlossen. Infos unter 01803-10 20 20 oder www.berlinerbaederbetriebe.de

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