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© Uwe Steinert

Weihnachtszug: Mit Glockengeläut rund um die Stadt

Die S-Bahn schickt ihren Weihnachtszug auf Reise. Kinder können ganz vorn beim Weihnachtsmann sitzen und "Lokführer" spielen.

Als die S-Bahn Sonntagmittag langsam auf Gleis 10 im Ostbahnhof einrollt, wird es still. Kinder und Erwachsene auf dem Bahnsteig verstummen,schauen gebannt auf die zwei rotgewandeten Weißbärtigen vorn im Fahrerstand. Es sind Weihnachtsmänner, ihr Wagen ist festlich geschmückt. Statt eines Fahrziels steht vorn der Hinweis: „Weihnachtszug“.

Nele, viereinhalb Jahre, hat mit den Großeltern schon eine halbe Stunde ungeduldig gewartet. Alle Kinder hier sind aufgeregt. Viele haben Wunschzettel mitgebracht, Knecht Ruprecht soll mitfahren und nach Wünschen fragen, hat sich herumgesprochen. Aber auch Gedichte hören wollen, was etwas bange macht.

Nach der Einfahrt steigt einer der Weihnachtsmänner erst mal aus, um Zug und Bahnsteig zu überblicken. Wie der Mann so aus der Tür tritt, sieht er aus, als öffne er das erste Türchen im Adventskalender. Walied Schön und sein Kollege Dirk Riediger sind richtige Zugführer, für die Kinder sind sie jetzt richtige Weihnachtsmänner. Die Abteile für die knapp zweistündige Fahrt – rund 300 Kleine und Große fahren mit, sind nummeriert, Restkarten im Wagen 4 zu haben.

Dann geht’s los. In der alten S-Bahn, vorn Jahrgang 1928, hinten ’32, ist es auch auf den Holzbänken wohlig warm. Mitglieder des Vereins historische S-Bahn schenken warme Getränke aus, es gibt Stollen, aus Lautsprechern klingen Glocken und Weihnachtslieder. Ein freundlicher Knecht Ruprecht geht umher und fragt, ob die Kinder Weihnachtslieder singen wollen. „O Tannenbaum“ rufen sie, aber das ist sowieso gerade im Lautsprecher zu hören. Etliche Jungs, die vorn im Wagen sitzen, zieht es in die Fahrerkabine. Die Tür steht offen, die Weihnachtsmänner drehen hier und kurbeln dort. „Fahren wir zum Nordpol?“, fragen die Kinder und hören: „Erst mal über Halensee nach Grünau“. Das macht nichts. Sie können sich wie „Lokführer“ fühlen. Ist unten nicht der Weihnachtsmarkt vor dem Alexa? – jetzt nicht interessant!

Ruprecht nimmt derweil die Wünsche zum Fest entgegen, verteilt Naschereien. Nele, die an den Weihnachtsmann glaubt, hat mit Hilfe der Großeltern einen Zettel gemalt und reicht ihn: Schneeschieber und Fahrradhelm. Ältere Kinder wissen oft nicht, ob sie an den Weihnachtsmann glauben sollen. Im Zweifel tun sie’s eben und geben dem Nikolaus Computer und Spielkonsolen in Auftrag. Der Rauschebart, der nicht mehr nach Gedichten zu fragen wagt, wundert sich still über die frühreife Jugend.

Eltern und Großeltern fotografieren, sind ganz selig, auf dieser Fahrt rund um die Stadt – mit Zwischenstopp in Grünau – langsam auf Weihnachten eingestimmt zu werden. Was macht’s, dass ein Schaffner im Glockengeläut unsensibel nach Fahrkarten fragt.Christian van Lessen

Bis zum 21. Dezember fährt der Zug wochentags für Kita-Gruppen und Schulklassen, sonnabends und sonntags für Familien. www.s-bahn-berlin.de

Christian van LessenD

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