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Berlin: Nicht alle Straßensperren waren sinnvoll

Der Marathon brachte für Motorisierte lange Umwege – die Polizei spricht von „unvernünftigen Autofahrern“

Von Werner Schmidt

Für diejenigen, die am Sonntag auf ihr Auto angewiesen waren, wurde die Fahrt durch die Stadt zum mühseligsten Trip seit langem. Die Straßensperren der Polizei zwangen sie zu langen und zeitaufwändigen Umwegen – und nicht jeder erreichte sein Ziel mit dem Wagen, sondern ließ ihn entnervt irgendwo stehen. Die Polizei bringt es auf einen kurzen Nenner: „Es gibt eben immer wieder Unvernünftige“, die trotz aller frühzeitigen Hinweise auf das Auto verzichten wollten, sagte ein Beamter. Die Polizei wertete den Marathon-Sonntag als vollen Erfolg: Es habe keine Autofahrer-Beschwerden gegeben, es seien keine Staus registriert worden und viele seien auf die BVG umgestiegen, sagte ein Polizeisprecher.

Rund 400 Beamte sperrten während des Marathonlaufs als Verkehrsposten die Straßen, aber nach eigenem Erleben oft genug an Stellen, die dafür absolut ungeeignet schienen. Auch Taxifahrer schimpften über die kompromisslosen Polizisten. Früher hätten sie es ihnen immer gestattet, die Laufstrecke zu überqueren, wenn es zwischen den einzelnen Läufern große Abstände gab. Dies sei am Sonntag nicht geschehen, klagte ein Taxifahrer. Er habe auch nur durch Zufall einen der offiziellen Streckenpläne des Veranstalters ergattert, sagte der Mann. Dem hält Horst Milde vom Sport Club Charlottenburg (SCC) entgegen, die Streckenpläne seien in allen Zeitungen abgedruckt worden. Jeder Taxifahrer habe sie sich besorgen können. Aber die vorgegebenen Zeiten hielten die Läufer nur selten ein. So blieben die Sperren länger als angekündigt bestehen.

Klagen einzelner Taxifahrer, sie seien von ihren Zentralen nicht informiert worden, weist beispielsweise der „Würfelfunk“ zurück. Dessen Geschäftsführer Andor Nemenyi sagte, sie erhielten die aktuellen Meldungen des Verkehrsdienstes der Polizei und gäben diese an die ihrem Funknetz angeschlossenen Fahrer weiter. Andererseits informierten sich die Fahrer häufig per Funk gegenseitig.

Was man nach Auffassung der Polizei von den als Verkehrsposten eingesetzten Beamten allerdings nicht verlangen könne, sei, dass sie den Autofahrern, die bei ihnen landen, Umleitungen empfehlen. Dazu seien sie nicht in der Lage, hieß es. „Es kann nicht jeder Kollege mit jedem Autofahrer ein ausführliches Gespräch führen.“ Kurios ging es am Sonntagmittag am Reichpietschufer zu: Wer den Landwehrkanal in Richtung Potsdamer Platz entlangfuhr, wurde an der Köthener Straße in Richtung Leipziger Straße gewiesen - nur um dann festzustellen, das man ungestraft über Linkstraße im Rücken des Sperrpostens wieder auf das Reichpietschufer einbiegen konnte. Eine plausible Erklärung, wie das möglich war, konnte die Polizei gestern auch nicht geben. Ein anderes Beispiel: An der Kreuzung Badensche Straße/Martin-Luther-Straße beobachtete ein Leser einen BVG-Bus auf Betriebsfahrt, der in die freie Martin-Luther-Straße einbiegen wollte. Ein Polizist verweigerte dies. Der Beamte ließ sich auch nicht umstimmen, als der Busfahrer darauf hinwies, dass die Fahrzeuge von der gegenüber liegenden Meininger Straße ohne Probleme in die Martin-Luther-Straße biegen konnten – denn dort stand kein Polizist.

Das Konzept der Straßensperrungen sei dasselbe wie in den Vorjahren gewesen, sagte ein Beamter vom Grundsatzreferat für Verkehrsangelegenheiten bei der Polizei. Man werde allerdings diesen Einsatz nachbereiten und auf Schwachstellen überprüfen.

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