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Berlin: Planer haben die Autos vergessen

Chaos am Glaspalast: Hunderte Wagen parken illegal, weil Schilder fehlen. Heute ist Krisensitzung

Zehn Jahre wurde am neuen Hauptbahnhof gebaut – drei Tage nach der Eröffnung stellen die Beteiligten fest, dass man sich zu wenig Gedanken um den entstehenden Autoverkehr gemacht hat. Nördlich und südlich der Station haben sich mehrere wilde Großparkplätze etabliert, auf denen gestern hunderte Autos illegal standen. Polizei und Ordnungsamt verteilten Knöllchen im Akkord. Doch Schilder, die auf das Parkverbot hinweisen, fehlen. „Das ist alles zugeparkt“, räumte Bahnsprecher Burkhard Ahlert ein. Dabei sollten die Autos ins bahneigene Parkhaus. Doch die unterirdische Anlage mit 900 Stellplätzen ist fast leer – wohl auch, weil sie kaum ausgeschildert ist. Im NordSüd-Tunnel hängen zwar Hinweise, sonst aber nicht. „Verkehrsschilder sind nicht unsere Sache“, sagte der Bahnsprecher, „die muss das Land aufstellen.“

In der Senatsverkehrsverwaltung hieß es: „Wir haben uns auf das Konzept der Bahn verlassen, dass die Leute ins Parkhaus fahren“, sagte Sprecherin Petra Rohland. „Wir müssen jetzt darauf achten, dass sich keine wilden Parkplätze etablieren“, sagte Rohland. Doch die sind längst entstanden. Wie berichtet, will die Bahn diese Flächen bebauen, wenn sich ein Investor findet. Derzeit sind die Flächen asphaltiert oder geschottert. Gestern besichtigten Experten des Senats die chaotische Lage; heute soll es ein Krisentreffen aller Beteiligten geben. Da jegliche Verbotsschilder am Washingtonplatz und am Europaplatz fehlen, nehmen die Autofahrer dies als Einladung zum Parken. Doch die Polizei belehrt: Eine Stellfläche braucht das blaue „P“–Verkehrsschild, um ein Parkplatz zu sein. Hunderte Autofahrer haben dort in den vergangenen Tagen ein Knöllchen vom Ordnungsamt bekommen. Auch der sehr breite asphaltierte Mittelstreifen der Invalidenstraße war gestern mit etwa 120 Autos zugeparkt – die alle ein Strafmandat an der Windschutzscheibe hatten. „Die Autos verlassen den Mittelstreifen über die Fußgängerfurt, das ist gefährlich, sagt Behörden-Sprecherin Rohland. Auch Mittes Wirtschaftsstadtrat Dirk Lamprecht (CDU) bemängelt, dass es keine Hinweise auf das Parkhaus gibt. Sein Fazit: „Die Situation ist unmöglich.“ Legal – und gratis – sind oberirdisch nur wenige Parkplätze: An der schmalen Katharina-Paulus-Straße (zwei Stunden) und am Europaplatz (30 Minuten) genügt die Parkscheibe. Im Minutentakt wurden gestern von Autofahrern, „die nur jemanden absetzen“ wollten, auch die Durchfahrtsverbote vor beiden Gebäudeeingängen ignoriert. Polizei war nicht zu sehen.

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