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Schule in Berlin.

© dpa/Christoph Soeder

Update

Platzhalter statt Pronomen: Berlins Schulen sollen genderneutrale Zeugnisse ausstellen können

„Sie“ und „er“ sollen künftig vermieden werden, wenn Schülerinnen und Schüler das wünschen. Stattdessen wird der Vorname eingetragen. Es gibt noch weitere Vorschläge.

Noch liegen sie nicht vor, die genderneutralen Zeugnisformulare, aber der gute Wille ist da: Die Berliner Bildungsverwaltung hat sich „sukzessive“ die Neugestaltung aller Zeugnisse vorgenommen. Dabei soll künftig, sofern gewünscht, auf die Festlegung auf ein Geschlecht verzichtet werden. Anstatt „Er/Sie“ oder „Schülerin/Schüler“ kann dann einfach der Vorname oder – bei älteren Schülerinnen und Schülern – Vor- und Nachname geschrieben werden. Das entsprechende Rundschreiben liegt dem Tagesspiegel vor.

Damit die Schulen den Eintrag anpassen können, soll es also einen Platzhalter in den Formularen geben, „der sowohl für den Eintrag des Vornamens als auch eines Personalpronomens dienen kann, deren Verwendung weiterhin möglich ist“, heißt es im Rundschreiben weiter. Geschlechtsbezogene Personalpronomen und Formulierungen seien „immer dann“ von den Schulen zu vermeiden, „wenn der Wunsch besteht, in Bezug auf die geschlechtliche Identität neutral oder mit dem Namen angesprochen zu werden“.

Genderneutrale Toiletten in Schulen sind die Ausnahme, nicht die Regel.

© picture alliance/dpa / Christoph Schmidt

Sofern die Formulare für die Halbjahreszeugnisse, die es Ende Januar gibt, noch nicht geändert wurden, können die Lehrkräfte den Eintrag dann von Hand entsprechend anpassen, sofern der Wunsch an sie herangetragen wird. Zuerst berichtete der RBB über diesen Plan.

Für Kinder oder Jugendliche, die sich nicht geschlechtsbezogen einem Geschlecht zuordnen lassen wollen, seien die Zeugnisformulare gar nicht so entscheidend, gab am Donnerstag der Verwaltungsleiter der Tempelhofer Johanna-Eck-Sekundarschule, Axel Jürs, zu bedenken. Denn die Zeugnisse bekämen ja nur die Betroffenen selbst zu Gesicht. Als drängender habe sich an seiner Schule das Problem der Toiletten und der Umkleiden im Sportunterricht herausgestellt.

Jürs schlägt vor, dass es Einzelkabinen gibt anstatt zwei große Räume je für Jungen und Mädchen. Queere Jugendliche hätten zusammen mit der Schüler_innenvertretung der Johanna-Eck-Schule dazu Ende Februar einen Termin im Bundesfamilienministerium.

Das Thema betreffe nicht nur queere Kids. Seit Generationen gehörten zu Schulerinnerungen „bekanntlich leider Geschichten zu Demütigungen in Gruppenumkleiden, unter denen Kids zu leiden haben, die in der körperlichen Entwicklung noch hinter Mitschüler:innen hintanstehen oder auch wegen Abweichungen von einer vermeintlichen Norm“.

Leichter zu lösen sei das Toilettenproblem, betont Jürs: An der Johanna-Eck-Schule gibt es eine separate Toilette, für die nur queere Schüler:innen einen Schlüssel haben. Jürs treibt vor allem um, dass die Musterraumprogramme der aktuellen Schulbauoffensive diese Problematik gar nicht abbilden.

Es liegt aber im Ermessen der Schule, solche Toiletten durch entsprechende Beschilderung einzurichten.

Ein Sprecher der Berliner Senatsverwaltung für Bildung

Es werde somit durch die rund 60 neuen Schulen für die kommenden Jahrzehnte die alte Struktur mit Gemeinschaftsumkleiden und Jungs-/Mädchen-Toiletten festgeklopft. Seitens der Bildungsverwaltung hieß es am Donnerstag, die Schulbauoffensive sehe nicht prinzipiell Gendertoiletten vor: „Es liegt aber im Ermessen der Schule, solche Toiletten durch entsprechende Beschilderung einzurichten“.

Im Übrigen gebe es für die Schulen bereits schulorganisatorische Möglichkeiten der Umsetzung: „Die Schulgemeinschaften entscheiden dann in einem demokratischen Prozess über einen Beschluss der Schulkonferenz die entsprechende gewünschte Umsetzung“, erläuterte der Sprecher von Bildungssenatorin Astrid-Sabine Busse (SPD).

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