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Berlin: Plong. Plong. Und aus.

Der Promi-Tennisplatz am Breitenbachplatz wird geschlossen. Einst trainierte hier der Adel

Hier spielte einst Reichsbischof Müller, erzählt Harald Oestreich. An die Nazigröße erinnert noch ein Baumstumpf. „Weil Müller sich immer drangelehnt hat, ist der Baum ganz krumm geworden“, lautet die Überlieferung. Also wurde gesägt. Der Tennisplatz am Breitenbachplatz in Schmargendorf kennt noch viele kleine Geschichten. 80 Jahre ist er jetzt alt, sein Eigentümer und Betreuer Harald Oestreich geht auf die 64 zu. Nun soll Schluss sein, findet Oestreich. Den idyllisch gelegenen Sandplatz am Breitenbachplatz in Schmargendorf hat er verkauft. Auf dem baumbeschatteten Grundstück wird demnächst ein Haus gebaut.

Der ehemalige Senator Volker Hassemer hat hier gepunktet, der Schiftsteller F.C.Delius und viele weitere Berühmtheiten der Stadt. Die dürfe er natürlich nicht alle nennen, entschuldigt sich Oestreich. Der ruhige Platz eignet sich trefflich für vertrauliche Kungelgespräche. Das UmkleideHäuschen ähnelt einer Fischerbaude. Hier sollen die Tennistrainer früher ihre weiblichen Eleven verführt haben. Das Häuschen ist vermutlich noch älter als der Platz selbst. Duschen gibt es nicht, auch keinen Strom und keine Übungstechnik, aber viel Atmosphäre.

Oestreich hat den Platz vor 23 Jahren von seinem Großvater übernommen. Der saß noch im hohen Alter auf der Veranda des Holzhäuschens und ergötzte sich an den eleganten Bewegungen der Spieler. Wenn jemand den Ball über den Zaun beförderte, rief er hörbar „So ein Schnösel“. Er taufte den Platz auf die Vereinsfarben der adligen Tennisgemeinschaft „Blau-Weiß“. An der Spitze dieses Verbandes stand seinerzeit der Kronprinz.

Das ständige Plong-Plong des Tennisballs, so zehn Stunden ensuite, könne die Nerven ziemlich strapazieren, sagt Oestreich. Deshalb ist er ganz froh, dass es jetzt vorbei ist. Die Nachbarn pflichten ihm bei. loy

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