zum Hauptinhalt
Marlehn Thieme, Präsidentin der Deutschen Welthungerhilfe.

© picture alliance/dpa

Präsidentin im Ehrenamt: Engagiert gegen den Hunger in der Welt

Marlehn Thieme war viele Jahre Beraterin der Bundesregierung und im Rat der Evangelischen Kirche. Heute ist die Juristin pro bono für die Welthungerhilfe tätig.

Von Andreas Mühl

Ob Überflutungen in Pakistan und Bangladesch, Hungersnöte in Afrika oder Kriege fast vor unserer Haustür: Die Liste der Not wird für Organisationen wie die Welthungerhilfe nicht kleiner. Sie blickt am 14. Dezember auf 60 Jahre Engagement im Kampf gegen Hunger und Zerstörung zurück.

„Unser Netzwerk ist groß und setzt ganz wesentlich auf ehrenamtliche Bürger:innen“, sagt Marlehn Thieme, Präsidentin der Welthungerhilfe. Obwohl die Organisation ihren Sitz in Bonn hat, wohnt und arbeitet Thieme auch in Berlin. Ihre Position bei der Welthungerhilfe, die weltweit auf 3000 Mitarbeitende zählen kann, ist vergleichbar einer Aufsichtsratsvorsitzenden. Trotzdem ist Thieme ehrenamtlich tätig.

Viele Freiwillige schenken uns ihre Zeit, indem sie durch unterschiedlichste Aktionen Spenden sammeln.

Marlehn Thieme, Präsidentin der Deutschen Welthungerhilfe

In Deutschland hat die Organisation rund 250 Festangestellte, die zum Beispiel als Projektkoordinatoren die Hilfe für bestimmte Regionen in der Welt steuern. Der Terminkalender der Juristin, die viele Jahre als Beraterin der Bundesregierung und im Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland tätig war, ist gut gefüllt. Naturgemäß dreht sich bei ihrer Tätigkeit viel um finanzielle Mittel, um weltweit aktiv zu werden. „Unser Kern sind die mehr als 300.000 Menschen in Deutschland, die für uns spenden“, sagt Thieme. Dazu kämen viele Freiwillige, „die uns ihre Zeit schenken, indem sie durch unterschiedlichste Aktionen Spenden sammeln“.

Die Hilfsbereitschaft ist zuletzt gestiegen

2021 konnte die Welthungerhilfe auf 310 Millionen Euro an Erträgen zugreifen. 77 Millionen Euro davon kamen als Spenden bei der Hilfsorganisation an. Der Bund und andere Einrichtungen stocken dann nach einem festgelegten Schlüssel mit Zuschüssen auf.

„Erwartet wird, dass wir bis zu 25 Prozent unseres Budgets aus eigenen Mitteln, also Spenden, bereitstellen.“ Das ist ein anspruchsvolles Ziel, lässt sich in Deutschland aber wegen der großen Spendenbereitschaft der Bevölkerung umsetzen. Trotz Pandemie und einer auch in Europa wirtschaftlich angespannten Situation ist die Hilfsbereitschaft zuletzt sogar gestiegen. „Selbstverständlich ist das keineswegs, wir sind sehr denkbar für diese Unterstützung“, sagt Thieme.

Mehr als 500 Projekte werden zurzeit in 36 Ländern betreut. „Wir haben aktuell mehr als 800 Millionen Menschen, die hungern“, sagt Thieme. Durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine wurde dieses Problem deutlich verschärft, Stichwort Getreidelieferungen.

Zudem hat der Klimawandel in Afrika verheerende Auswirkungen. Hier sind es weniger die Dürren, sondern extreme Überschwemmungen wie im Südsudan, die Hilfe erfordern. Seit mehreren Jahren tritt regelmäßig der Weiße Nil nach heftigen Regenfällen über seine Ufer und setzt große Teile des Landes unter Wasser.

Humanitäre Unterstützung aufgrund der Flüchtlingssituation in Moldawien oder der vergessene Konflikt im Jemen: Zum 60. Geburtstag der Welthungerhilfe bleibt die Liste der Regionen, die in existentieller Not sind, lang. Einen Grund zum Feiern gibt es am 14. Dezember dennoch, denn ohne das weltweite Netzwerk an Organisationen wäre vor allem die schnelle Hilfe in Katastrophensituationen nicht umsetzbar.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false