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Bildung: Schulreform: Eltern warnen vor Abitur zweiter Klasse

So viel Misstrauen wie am Montagabend im Roten Rathaus dürfte auch den konflikterprobten Schulpolitikern der fünf Parlamentsparteien nicht jeden Tag entgegenschlagen. Der Landeselternausschuss hatte zur Diskussion der Schulstrukturreform geladen, mehrere Dutzend Eltern machten ihrem Unmut Luft.

Nachdem die Abgeordneten von SPD und Linken, von CDU, Grünen und FDP eine Stunde lang über das Für und Wider der vom Senat angestrebten zwei Schulformen Gymnasium und Sekundarschule argumentiert hatten, hielt es viele engagierte Eltern nicht mehr auf den Stühlen.

„Ich spreche allen Politikern mein Misstrauen aus“, schimpfte eine Elternvertreterin aus Wilmersdorf. Sie kritisierte, dass die Schule ihrer Kinder zwar auf Ganztagsbetrieb umgestellt sei, es aber dort nicht einmal ein Mittagessen gebe. Durch die vielen Reformprojekte der vergangenen Jahre, von Schulzeitverkürzung bis zur jetzt angestrebten Beschränkung auf zwei primäre Schultypen, sieht nicht nur diese Mutter ihre Kinder „zu Versuchskaninchen degradiert“. Auch andere Eltern warfen vor allem dem Linken-Schulpolitiker Steffen Zillich und seiner SPD-Kollegin Felicitas Tesch vor, mit den von ihrer rot-roten Koalition und dem Senat angestrebten Reformen mehr Chaos zu stiften als zur Verbesserung der Lage beizutragen.

Als besonders ärgerlich an der von Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD) novellierten Schulstruktur kritisieren Eltern die große Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit bei der individuellen Förderung ihrer Kinder. „In den Klassen herrscht jetzt schon Chaos, die Lehrer sind überfordert – daran wird die Reform scheitern“, prophezeite eine Mutter. Das sah CDU-Politiker Sascha Steuer ähnlich: Er verwies auf Berichte, nach denen nur einer von zehn Lehrern willens oder in der Lage sei, Binnendifferenzierung zu praktizieren, sprich: Schüler unterschiedlicher Niveaus in einer Klasse ihrem jeweiligen Level entsprechend zu fördern, wie es in der neuen Sekundarschule verstärkt nötig sein wird. Ein anderer Kritikpunkt: Bislang sei unklar, nach welchen Kriterien Schüler künftig aufs Gymnasium kommen und wie sichergestellt werden soll, dass auf den Sekundarschulen, wie angestrebt, ein vergleichbares Abitur erreicht werden kann. „Wir befürchten, dass Berlin ein Zweiklassenabitur bekommt“, sagte eine Mutter. lvt

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