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Fahrzeuge der Feuerwehr stehen vor einem Hochhaus, in dem ein Feuer ausgebrochen war. Wegen eines Brandes im zwölften Stock eines Hochhauses in Berlin sind zwei Menschen aus dem Gebäude gesprungen und ums Leben gekommen.

© dpa/Annette Riedl

Update

Tödlicher Sprung aus Brandwohnung: Berliner Polizei ermittelt wegen schwerer Brandstiftung

Ein 45-jähriger Mann und eine 22-jährige Frau sprangen am Freitag aus ihrer brennenden Wohnung in den Tod. Ein Verdacht richtet sich jetzt gegen die Verstorbenen.

| Update:

Nach dem tödlichen Sprung zweier Menschen aus einer brennenden Hochhauswohnung in Berlin-Kreuzberg ermittelt die Polizei wegen des Verdachts der schweren Brandstiftung. Dieser richte sich gegen die beiden Verstorbenen, einen 45-jährigen Mann und eine 22-jährige Frau, sagte ein Polizeisprecher am Samstagnachmittag. Die Ermittlungen stünden aber noch ganz am Anfang.

Die beiden waren am Freitagnachmittag auf der Flucht vor dem Feuer aus dem zwölften Stock eines 15-stöckigen Gebäudes an der Lindenstraße gesprungen. Ein aufgestelltes Sprungpolster konnte sie auch wegen der Höhe, aus der sie sprangen, nicht abfangen. Trotz Reanimation starben sie noch vor Ort, wie ein Feuerwehrsprecher sagte.

Ein Augenzeuge sprach von einem Trauma. Mehrere Anwohner hatten das Drama minutenlang mit angesehen. Die Feuerwehr bot Hilfe von Seelsorgern an, auch für die eigenen Einsatzkräfte.

Die Wohnung brannte aus, doch griff das Feuer nicht auf andere Gebäudeteile über. Die anderen Wohnungen des Hochhauses sind laut Polizei weiter bewohnbar. Etliche Bewohner brachten sich bei dem Feuer selbst über die Treppen in Sicherheit. Ein Erwachsener wurde von der Feuerwehr über das Treppenhaus herausgebracht. Ein Sprecher sagte am Samstag, dass die Einsatzkräfte ihn im Flur des zwölften Geschosses angetroffen hätten.

Als die Feuerwehr ankam, machten sich die beiden Menschen in der Brandwohnung nach Angaben des Sprechers lautstark bemerkbar. Hinter ihnen loderten Flammen, wie es im Einsatzbericht hieß. „Als sie am Fenster waren, konnten sie sich noch bewegen und noch kommunizieren, sind dann aber gesprungen“, sagte der Feuerwehrsprecher. 

In der rbb-Abendschau ergänzte er, das von der Feuerwehr genutzte Sprungpolster sei für eine Höhe von bis zu 16 Metern geeignet. Der zwölfte Stock bedeute jedoch eine Höhe von mehr als 30 Metern. „Da kommt man dann auch irgendwann an die Grenzen des Möglichen eines Rettungsgerätes“, sagte er.

Ein Feuerwehrmann löscht einen Brand in einem Hochhaus. Wegen eines Brandes im zwölften Stock eines Hochhauses in Berlin sind zwei Menschen aus dem Gebäude gesprungen und ums Leben gekommen.

© dpa/Annette Riedl

Der Nachrichtenagentur dpa sagte der Feuerwehrsprecher, falsch parkende Autos hätten das Ausfahren einer Drehleiter verzögert. Allerdings sei auch die Drehleiter für diese Höhe nicht ausreichend. „Bei einem Hochhaus ist der Rettungsweg innen gelegen“, sagte der Sprecher. Üblicherweise würde man nicht versuchen, jemanden aus dieser Höhe von außen zu retten. 

Mariusz S., der im Erdgeschoss des Hauses gegenüber wohnt, sagte der Nachrichtenagentur dpa, er habe den Brand bemerkt und die Feuerwehr alarmiert. Aus der Brandwohnung habe er Hilferufe gehört. Die Frau sei dann sehr schnell auf der Flucht vor den Flammen gesprungen. Der Mann habe sich zunächst an den Balkon geklammert. Dann habe er jedoch losgelassen, bevor die Feuerwehr das Sprungkissen ganz habe öffnen können. Für ihn sei das Geschehen ein Trauma gewesen. Auch eine Nachbarin, die alles mitbekommen hatte, sagte: „Mein Herz tut weh.“

Laut Feuerwehrsprecher entstand der Brand gegen 16.20 Uhr im 12. Stock des 15-geschossigen Hauses. Der Brand sei nach einer guten halben Stunde gegen 17.06 Uhr gelöscht gewesen. Das Feuer habe in dem aus Beton errichteten Haus nicht auf andere Wohnungen übergegriffen. Doch seien die Stockwerke über der Brandwohnung mit Rauchgas belastet gewesen. Nach Angaben der Polizei wurden vier Etagen des Gebäudes geräumt und Strom und Gas abgestellt.

Einsatzkräfte vor dem Hochhaus an der Lindenstraße

© picture alliance/dpa

Am Abend konnten die meisten Bewohner in ihre Wohnungen zurückkehren. Die Mieter der Wohnung über der Brandwohnung müssen derzeit noch warten, bis ihre Wohnung wieder für bewohnbar erklärt wird.

116 Einsatzkräfte waren den Angaben der Feuerwehr zufolge vor Ort. Die Beamten hatten sich laut einem Tweet der Feuerwehr auf die Bergung mehrerer Verletzter vorbereitet: Sie riefen einen sogenannten Massenanfall an Verletzten (MANV) auf.

Einige Anwohner und Zuschauer mussten nach dem Einsatz seelsorgerisch betreut werden. Für Feuerwehrleute war ein Einsatznachsorge-Team da. (mit dpa)

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