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Berlin: Von Anfang an offen für alle – 250 Jahre Jüdisches Krankenhaus Berlin

Der Blick geht immer auch in Richtung Charité – selbstbewusst, aber auch mit einem Augenzwinkern. Das Jüdische Krankenhaus ist das zweitälteste Berliner Krankenhaus – nach der Charité.

Der Blick geht immer auch in Richtung Charité – selbstbewusst, aber auch mit einem Augenzwinkern. Das Jüdische Krankenhaus ist das zweitälteste Berliner Krankenhaus – nach der Charité. Und als „richtiges Krankenhaus“ sogar das älteste Berlins, denn schließlich begann die Geschichte des Universitätsklinikums im Jahr 1710 als Pesthaus weit außerhalb der damaligen Stadtmauern. Das Jüdische Krankenhaus hingegen befand sich seit seiner Gründung 1756 mitten drin in Berlin – zunächst in der Oranienburger Straße im heutigen Stadtteil Mitte, seit 1914 in Wedding.

Was unterscheidet das 250-jährige Krankenhaus von all den anderen Kliniken in der Stadt? Dass sich eine Synagoge auf dem Gelände befindet. Aber das ist auch schon die einzige Besonderheit, die sich aus dem Namen ableitet. „Wir stehen als überkonfessionelles Kiezkrankenhaus allen offen: Juden, Christen, Muslimen ...“, sagt Uri Schachtel, der ärztliche Direktor des Krankenhauses. Und das gelte bereits seit 1756 – bis auf eine zehnjährige Ausnahme. „Zwischen 1935 und 1945 verboten die Nazis dem Haus, Nichtjuden zu behandeln.“ Während dieser Zeit war die Klinik auch Sammellager und Zwischenstation für die Transporte der Juden in die Konzentrationslager. Es wurde Ghetto, aber auch Zufluchtstätte für Untergetauchte. Bei Kriegsende 1945 sollen sich zwischen 800 und 1000 Menschen innerhalb seiner Mauern versteckt gehalten haben.

Die wenigen Juden in Berlin, die den Terror der Nazis im Untergrund überlebt hatten, waren nach dem Krieg nicht in der Lage, das Jüdische Krankenhaus finanziell zu tragen. 1963 schließlich wurde das Klinikum in eine Stiftung bürgerlichen Rechts umgewandelt – das Stiftungskapital war das Grundstück, auf dem das Krankenhaus steht. „Unsere Modernisierung mussten wir aus den Krankenkassenbudgets bestreiten“, sagt Uri Schachtel, der seit 24 Jahren in dem Krankenhaus arbeitet.

Diese Art der Finanzierung wird in Zeiten klammer Kassen und sinkender Budgets für die Kliniken zunehmend zu einem Problem. Und auch das Land, zur Krankenhausbauförderung verpflichtet, wird immer knausriger. „Wir haben schon in den 80er Jahren einen Förderantrag über 80 Millionen Mark gestellt“, sagt Schachtel. Doch erst kam die Wiedervereinigung, wo es hieß, die Ost-Krankenhäuser brauchen das Geld dringender. Und dann folgte der zunehmende Spardruck der Stadt. Kürzlich hat der Senat trotzdem 3,5 Millionen Euro freigegeben, mit denen die Klinik ihre Intensivstation modernisierte. Nun sollen auch die Operationssäle folgen, was noch einmal 4,5 Millionen Euro kostet.

Die Klinik bleibt mit seinen rund 340 Betten eine moderne Einrichtung zur kieznahen Versorgung. Über 20 000 Patienten werden hier pro Jahr stationär und ambulant versorgt. Auch mit Besonderheiten: So ist die Neurologie auf die Behandlung von Multiple- Sklerose-Patienten spezialisiert. „Und wir haben neben der Inneren und der chirurgischen Abteilung auch eine gut ausgestattete Kardiologie“, sagt Schachtel.

Aus Anlass des Jubiläums lädt das Krankenhaus am kommenden Sonntag zwischen 11 und 17 Uhr zu einem Tag der offenen Tür ein. Ort: Heinz-Galinski-Straße 1, 13347 Berlin. Die Ausstellung „Vom Hekdesch zu Hightech - 250 Jahre Jüdisches Krankenhaus Berlin“ ist noch bis zum Jahresende in der ehemaligen Cafeteria des Krankenhauses zu sehen. Sie ist täglich von 10 bis 17 Uhr geöffnet.

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