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Paul-Löbe-Haus: Von Mäusen und Menschen

In einem Bundestagshaus haben sich Mäuse einquartiert. In den Kühl- und Lagerräumen überwintern die Nager. Von einer Plage könne aber keine Rede sein.

Vermutlich genügte eine einzige offene Tür, ein winziger Spalt, und schon war es passiert. Im Paul-Löbe-Haus, direkt neben Kanzleramt und Reichstag und somit mitten im Zentrum der Berliner Politik, haben sich Mäuse einquartiert. Von einer Plage könne aber – um Himmels willen – keine Rede sein, sagte eine Sprecherin des Bundestags. Eher seien es einige wenige Mäuse, die in den Kühl- und Lagerräumen des großen Hauses lebten.

„Die wollen es eben auch warm haben“, heißt es gönnerhaft aus der Linkenfraktion. Reichtum für alle bedeutet hier auch: Wärme für alle. Trotzdem stehen nun Fallen in Gängen und Nischen – und eine Handvoll Mäuse hat es, auch das sagt die Bundestagssprecherin, offenbar doch ziemlich kalt erwischt.

Eine gemeine Hausmaus ist schon im Alter von sechs Wochen geschlechtsreif, bis zu acht Mal im Jahr kann ein Weibchen Junge bekommen – und dann gleich drei bis acht Stück, nach nur drei Wochen Schwangerschaft. Nicht auszudenken, ließe man die Mäusefraktion im Paul-Löbe-Haus unbehelligt gewähren!

Beschwerden der Abgeordneten, die im Gebäude ihre Büros haben, sind allerdings noch nicht bekannt. Auch im Bundestagsflurfunk sind die Nagetiere offenbar noch kein Thema. Nein, sagt beispielsweise Wolfgang Bosbach (CDU), der Vorsitzende des Bundestags-Innenausschusses, von den Nagern im Paul-Löbe-Haus habe er noch nichts gehört. Wo man allerdings dringend „Mäuse“ bräuchte, das wisse er wohl: „Im Finanzministerium.“

Rüdiger Herzog, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Büro des grünen Bundestagsabgeordneten Toni Hofreiter, berichtet hingegen von einer Kollegin mit einem Büro in einer unteren Etage des Hauses, die schon erste Anzeichen eines Mäusebesuchs gefunden habe: „Die Tiere sind offenbar besonders scharf auf Schokolade“, berichtet Herzog. Akten und Ordner jedoch blieben bislang unbeschadet. Scheinbar fühlen sich die Tiere im Haus doch noch nicht so heimisch, als dass sie aus abgeknabberten Pappschnipseln Nester bauen wollen.

Erstkontakt mit der Maus hatte der Bundestag übrigens schon im Wahljahr 2005. Damals erklärte Bundestag.de den Deutschen, wie die Sache mit den Kreuzchen funktioniert: per Link zu einer der Lach- und Sachgeschichten der „Sendung mit der Maus“. Von der Öffentlichkeit, die sich teils für dumm verkauft fühlte, gab es für den kindgerechten Erklärungsversuch nicht nur Lob. Dass die Nager nun die Politik um Hilfe ersuchen, damit werden die Abgeordneten zumindest während der frostigen Wintertage leben müssen.

Dass es sich ohnehin nicht auszahlt, den Tieren mit allzu viel Vehemenz zu Leibe zu rücken, lehrt eine Geschichte, die sich jüngst in der österreichischen Steiermark zutrug. Dort wollte am vergangenen Sonnabend ein 39-Jähriger seiner Hausmaus das Licht ausknipsen – und steckte dabei versehentlich sein neu gebautes Haus in Brand. Beim Versuch, ein Mauseloch in der Wand mit Kunststoffschaum abzudichten, entzündeten sich die Dämpfe des leicht brennbaren Materials an einer Kerze, die ganze Wand ging in Flammen auf. 32 Feuerwehrleute, so wurde berichtet, mussten das Feuer löschen. Ob die Maus überlebte, ist nicht bekannt. Katja Reimann

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