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Bei der Premiere im November in Berlin war noch alles eitel Sonnenschein beim Ensemble um Andreas Pietschmann (l-r), Emily Beecham, Aneurin Barnard, Jantje Friese und Baran Bo Odar.

© dpa / dpa/Annette Riedl

Aus nach nur einer Staffel: Netflix versenkt „1899“

Zu hohe Kosten für zu wenig Zuspruch: Der Streaminggigant setzt die deutsche Mysteryserie von Jantje Friese und Baran Bo Odar nicht fort.

Wer immer noch nicht wusste, was Netflix in seinem Kern ist, der weiß es jetzt ganz genau: ein Wirtschaftsunternehmen. Für die Produkte des Streamingdienstes heißt das, dass rund einen Monat nach dem Start einer Serie auf die Zahlen geschaut wird. Wie ist das Verhältnis der Kosten zu den Nutzerzahlen? Bei der deutschen Netflix-Mysteryserie „1899“ das Ergebnis erkennbar nicht, die Produktion wird nach einer Staffel eingestellt. „Wir hätten liebend gern diese unglaubliche Reise mit einer zweiten und dritten Staffel beendet, so wie mit Dark“, schrieben Jantje Friese und Baran bo Odar in einem Instagram-Post. „Aber manchmal entwickeln sich die Dinge eben nicht wie geplant. So ist das Leben.“

Produziert in Babelsberg

In acht Episoden erzählt „1899“ von den rätselhaften Geschehnissen während der Fahrt eines Schiffs von London nach New York. Die Serie der „Dark“-Macher wurde im Studio Babelsberg mit neuer, staunenswerter Technik produziert und war am 17. November veröffentlicht worden. „1899“ überzeugt mit einer bewundernswerten Optik, die Story selber verhaspelt sich zusehends in ihrer Rätselwelt. Der Zuschauer musste seine Puzzle-Qualitäten aktivieren, das den Unterhaltungsfaktor deutlich vermindert. Aber klar ist auch: „1899“ war ein Erfolg und schon im Cliffhanger auf Verlängerung gesetzt: Passsagiere und Besatzung, eben noch auf der „Kerberos“ unterwegs, flogen plötzlich im Raumschiff neuen Abenteuern entgegen. Das fand beim deutschen wie beim internationalen Publikum Anklang, aber eben nicht auf der von Netflix verlangten Flughöhe.

Das Kreativ-Duo Jantje Friese und Baran bo Odar hatte mit „Dark“ einen eindrucksvollen Erfolg bei Netflix gelandet, danach war weitere Zusammenarbeit vereinbart worden. Das Ende von „1899“ soll nicht, wie ein Netflix-Sprecher betonte, das Ende der Kooperation bedeuten. Klar ist aber, dass der Streamingdienst im immer härteren Wettbewerb der Streamer auf die Erfolgsformel Kosten/Nutzen schaut. Also bekommen deutsche Produktionen „Die Kaiserin“ oder „Kleo“ neue Staffeln. It’s the economy, stupid!

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