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Margaret (Nicole Kidman)
 Nicole Kidman in "The Expats"

© Courtesy of Prime Video/Amazon MGM Studios

Nicole Kidman im Elfenbeinturm: Vom Luxus der Schmerzen

Nicole Kidman spielt in Amazons „The Expats“ eine Familienmutter im multikulturellen Hongkong. Verlustängste sind alles, was ihr geblieben ist.

Es sind Zeiten des Umbruchs. Die Sonderverwaltungszone Hongkong an der Südchinesischen See ist durchzogen von Protesten gegen die wachsende Autokratisierung durch die Volksrepublik China. Doch Hongkongs politischer Zustand, sein Wandel ist bloß metaphysische Untermalung eines sehr klassischen Dramas der Oberschicht.

Die Amerikanerin Margaret, gespielt von Nicole Kidman, ist Mutter von zwei Kindern. Sie ist die Ehefrau des Hongkonger Geschäftsmanns Clarke (Brian Tee), der für das Geld der Familie sorgt, die in einem großen Wohnkomplex gemeinsam mit anderen ausländischen Reichen wohnt. Margaret ist Gartendesignerin, ein Beruf, der in der stark bebauten Metropole kaum Verwendung findet und sie somit mehr und mehr als Hausfrau definiert, was sie umso entschiedener zurückweisen möchte. Weil es stimmt.

Margaret hat in der Serie „The Expats“ (Amazon Prime Video) viel Zeit. Nicht dass Muttersein kein Vollzeitjob wäre, sie bekommt aber von den einheimischen Kindermädchen ordentliche Unterstützung und dadurch den dramaturgischen Freiraum für eine tragische Geschichte: Denn Margaret ist eigentlich die Mutter von drei Kindern. Ihr Sohn Gus verschwand aus den Händen der jungen Studentin Mercy (Ji-young Yoo), die Margaret als Kindermädchen aushalf, in der Menschenmenge eines großen Marktes.

Dieser Schicksalsschlag entfaltet seine Flügel über den Beteiligten und löst einen Schmetterlingseffekt aus, der alle Expats in eine Sinnkrise führt. Dabei ist Mercys Geschichte ob ihres Klassenunterschieds die weitaus tragischere. Sie muss Miete zahlen, sich als Servicekraft durchschlagen und die Schuldgefühle tragen, die Margaret konsequent auf ihr ablädt. Während Mercy mit ihrem Namen schon um Vergebung bittet, hat Margaret den Luxus, im eigenen Schmerz zu baden. Denn was bliebe ihr noch?

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