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Pro Sekunde produzieren die Hoden etwa 2500 Spermien.

© imago images/Shotshop/Markus Gann via www.imago-images.de

Achtung bei harten Knoten oder Schwellungen: Hodenkrebs betrifft vor allem jüngere Männer

Bei Männern in den 20ern und 30ern bilden sich Tumoren besonders häufig in den Hoden. Die beste Methode, um den Krebs rechtzeitig zu erkennen: regelmäßiges Abtasten.

Es klingt wie ein Klischee, dennoch berichten Ärzte immer wieder davon: Männer gehen ungern zum Arzt. Nicht zur Vorsorge – und auch wenn da was ist, wird das lange ignoriert. Und das gilt umso mehr, je vermeintlich heikler die betroffene Körperregion ist.

Dabei ist Früherkennung wichtig, um schwere Krankheitsläufe möglichst zu vermeiden. So auch beim Hodenkrebs. Wird er früh erkannt, dann ist der Tumor gut behandelbar, meist mit einer Operation, bei der der befallene Hoden entfernt wird. Die 5-Jahres-Überlebensrate beträgt 97 Prozent.

Bösartige Tumore an den Hoden sind die häufigste Krebserkrankung bei Männern zwischen dem 15. und 35. Lebensjahr. Nach Schätzung des Robert-Koch-Instituts (RKI) erkranken allein in Deutschland jährlich rund 4200 Männer an einem Tumor an ihren Keimdrüsen. Die meisten von ihnen sind zwischen 25 und 45 Jahren alt.

© Freepik, Tagesspiegel

Die Hoden sind die männlichen Keimdrüsen. Am aktivsten sind die Erbgutträger am Anfang des dritten Lebensjahrzehnts. Voll ausgereift produzieren die Hoden pro Sekunde etwa 2500 Spermien. Nach dem 33. Lebensjahr nimmt die Spermienproduktion wieder ab. Außerdem erzeugen die Hoden den größten Teil des Testosterons. Dieses Hormon steuert ab der Pubertät den spezifisch männlichen Stoffwechsel – also Bartwuchs, Muskelverteilung und Stimmlage – und das geschlechtsspezifische Sozialverhalten.

Mediziner empfehlen regelmäßiges Abtasten der Hoden

Ärzte empfehlen Männern zwischen dem 14. und 45. Lebensjahr, mindestens einmal monatlich ihre Hoden gründlich abzutasten, am besten im Stehen unter der warmen Dusche. Dann sei die Haut des Hodensacks entspannt und die Hoden gut zu fühlen.

Ertastet man harte Knoten an den Hoden oder stellt eine Schwellung fest, sollte man einen Urologen aufsuchen, denn dahinter könnte ein Tumor stecken. Zudem kann sich der Hodensack ungewohnt schwer anfühlen. Selten mischt sich ein ziehender Schmerz darunter. In einem späteren Krankheitsstadium können Schmerzen auftreten, die bis in den Rücken ausstrahlen, oder es kann sich eine schmerzende, vergrößerte Brustdrüse bemerkbar machen.

Hodenhochstand im Kindesalter erhöht Risiko zu erkranken

Mediziner haben Risikofaktoren entdeckt, auch wenn die genauen Ursachen noch nicht geklärt sind. Die Erkrankung kann genetisch bedingt sein. Männer, deren Väter oder Brüder daran litten, haben ein stark erhöhtes Erkrankungsrisiko.

Profifußballer Sébastien Haller, der beim Verein Borussia Dortmund unter Vertrag steht, kämpfte im Jahr 2022/2023 gegen den Hodenkrebs. Nach zwei Operationen und vier Chemotherapien besiegte er ihn letztendlich und spielt derzeit schon wieder Bundesligafußball.

© Imago/Eibner

Ähnliches gilt für Männer, die im Kindesalter unter Hodenhochstand litten. Dabei sind die Hoden nicht wie bei gesunden Kindern im Laufe der Embryonalentwicklung aus der Bauchhöhle in den Hodensack hinabgewandert.

Noch während der OP wird nach Tumorzellen gesucht

Bei einem Verdacht auf Hodenkrebs befragen Urologen die Patienten zunächst nach ihrer Krankengeschichte. Anschließend tasten sie beide Hoden ab. Erhärtet sich der Anfangsverdacht, folgen weitere diagnostische Verfahren wie Ultraschall, Magnetresonanztomografie (MRT) und Blutuntersuchungen.

Um einen Befund abzusichern, müssen Ärzte in einem operativen Eingriff Hodengewebe entnehmen. Dabei handelt es sich um einen sogenannten Schnellschnitt – schnell deshalb, weil ein Pathologe das entnommene Gewebe sofort unter dem Mikroskop untersucht, noch während die Operation am Hoden läuft.

Auch mit einem Hoden bleibt die Fruchtbarkeit erhalten

Je früher ein Hodenkrebs erkannt wird, desto besser können die Ärzte ihn therapieren. Die Heilungschancen stehen bei über 90 Prozent. Dazu muss der betroffene Hoden meist operativ entfernt werden – durch einen Schnitt in der Leistengegend. Die Fruchtbarkeit bleibt bei der einseitigen Hodenentfernung erhalten, da der gesunde Hoden in der Regel alle Funktionen übernimmt.

Hat der Patient allerdings vor dem Eingriff nur noch einen Hoden, führen Mediziner auch hodenerhaltende Eingriffe durch. Dann entfernen Ärzte nur das vom Tumor befallene Areal und versuchen, den Rest der Keimdrüse zu erhalten. Allerdings müssen die Hoden dann bestrahlt werden. Dies kann die Zeugungsfähigkeit unwiederbringlich zerstören. Falls also die Familienplanung noch aussteht, empfehlen Mediziner, vor der OP Spermien einzufrieren und auf einer Samenbank einzulagern. Die Kosten hierfür werden durch die Krankenkassen übernommen.

Viele Patienten fürchten psychische Probleme, weil sie durch die Komplettentfernung eines Hodens quasi am Zentrum ihrer Männlichkeit beschnitten werden. Doch Experten erwarten keine langfristigen emotionalen Belastungen, denn der verbleibende Hoden produziere in der Regel eine ausreichende Menge an Testosteron. Dadurch sei ein normales Sexualleben möglich.

In dem seltenen Fall, dass die Ärzte beide Hoden entfernen müssen, erhalten die Betroffenen Hormonpräparate. Auch optisch muss der Verlust einer Keimdrüse kein Problem sein. Für operativ entfernte Hoden gibt es Ersatz durch aus Silikon bestehende Hodenprothesen.

Nach einer operativen Entfernung eines Hodens ist eine Reha meist nicht notwendig. In komplizierteren Fällen – wenn eine Chemo- oder Strahlentherapie notwendig war – kann eine Anschlussheilbehandlung (AHB) jedoch durchaus sinnvoll sein.

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