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Kolumne – Die gute Frage

© Lisa Rock für den Tagesspiegel

Erfrischung in der Sommerhitze: Warum Sie auf eiskalte Getränke lieber verzichten sollten

Sommer, Sonne – Erfrischungsgetränke? Bei Hitze greifen viele Menschen gern auf eisgekühlte Drinks zurück. Dabei erzielen die gar nicht den gewünschten Effekt.

Eine Kolumne von Thomas Goebel

Eine Zitronenlimo mit extra vielen Eiswürfeln, eine Spezi direkt aus dem Kühlschrank oder ein gut gekühltes Radler: So mancher kann sich in der Sommerhitze kaum etwas Erfrischenderes vorstellen. Aber was macht so ein eiskaltes Getränk eigentlich mit unserem Körper? Schadet es womöglich sogar unserer Gesundheit? „Das kann man so pauschal nicht sagen“, erklärt Christine Leicht, Ernährungsberaterin am Klinikum der Universität München. „Viele Menschen reagieren gar nicht darauf, aber bei empfindlichen Personen können sehr kalte Getränke durchaus unterschiedliche Beschwerden verursachen.“

So sorge etwa die Kälte der Flüssigkeit dafür, dass sich Blutgefäße zusammenziehen – Blutfluss und Sauerstoffaustausch verändern sich dadurch. Das wiederum führe bei manchen Menschen zu Spannungskopfschmerzen, sagt Leicht, insbesondere, wenn kalte Flüssigkeit oder auch Eis den Gaumen und Rachen berühren. Dieser sogenannte Hirnfrost ist nicht gefährlich, kann jedoch ziemlich unangenehm sein.

„Vor allem reagieren aber Menschen mit einem empfindlichen Magen oder Darm mit Beschwerden auf eiskalte Getränke“, erklärt die Ernährungsberaterin. Denn auch im Verdauungstrakt sorgen diese dafür, dass sich Blutgefäße verengen, sodass der Körper weniger Sauerstoff aus dem Blut aufnimmt. Der Magenmuskel kann sich ebenfalls zusammenziehen, die Magenbewegungen verlangsamen sich, wodurch der Speisebrei weniger gut an den Dünndarm weitergeleitet wird. „All das kann unterschiedliche Symptome auslösen, von Magenkrämpfen über Bauchschmerzen bis hin zu Durchfällen“, sagt Leicht. Außerdem müsse der Körper zusätzliche Energie aufwenden, um die eisgekühlten Drinks auf Körpertemperatur zu bringen. „Das macht den Kühlungseffekt letztlich wieder zunichte.“

Lauwarme Getränke seien deshalb nicht nur schonender, sondern auch besser geeignet, den Durst zu löschen und Flüssigkeitsverlust durch starkes Schwitzen im Sommer auszugleichen, sagt Leicht. „Weil sie vom Körper nicht so stark aufgewärmt werden müssen, können wir sie zusätzlich auch schneller aufnehmen.“ Zumal wir wirklich kalte Getränke meist langsam trinken – und damit insgesamt weniger Flüssigkeit zu uns nehmen. Für eisgekühlte Drinks gilt also ähnliches wie generell für alkoholische Getränke: Sie sind eher Genussmittel als Durstlöscher.

Alle bisher erschienenen Folgen finden Sie auf der Übersichtsseite der Kolumne.

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