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Weniger Asthmatiker während der Pandemie.

© BBC News & Current Affairs via G / JEFF OVERS

Weniger Asthmatiker während der Pandemie: Coronaschutzmaßnahmen haben vor Atemnot bewahrt, sagt die AOK

In Berlin sank die Zahl der Menschen, die Asthmamedikamente benötigten, im Jahr 2021 gegenüber den Vorjahren deutlich. Auch bundesweit gingen die Zahlen zurück. Doch der Effekt werde wohl nicht von Dauer sein

Nach Jahren des stetigen Antiegs sei die Anzahl der Asthmaerkrankten in Berlin im Jahr 2021 erstmals wieder gesunken, teilte die AOK Nordost, die für Berlin, Brandenburg und Mecklenburg zuständige Ortskrankenkasse, mit. Insgesamt mussten in dem Jahr in der Hauptstadt rund 142.000 Menschen ein Medikament gegen Anfälle von Atemnot und andere Symptome der Lungenerkrankung behandelt werden – ein Jahr zuvor waren es noch knapp 156.000 Betroffene. Das geht aus einer Zeitreihe hervor, die das Wissenschaftliche Institut der AOK (Wido) veröffentlicht hat. 

Dass die Zahl der Asthmakranken in Berlin im Jahr 2021 abgenommen hat, hänge vermutlich mit den Corona-Lockdowns zusammen, so das Wido. „Diese haben in Berlin nicht nur die Ausbreitung von Covid-19 eingedämmt, sondern auch die Ausbreitung anderer Infektionskrankheiten wie der Atemwegsinfekte.“ Hier sind die Fallzahlen noch deutlicher zurückgegangen: Gegenüber dem letzten Vorcoronjahr 2019 erkrankten im Jahr 2021 rund 36 Prozent weniger Berlinerinnen und Berliner an einer Erkältung, Grippe und Co. Die absolute Zahl sank von knapp 317.000 Erkrankten auf 203.000.

„Asthmaerkrankungen können als Folge von Infektionen der unteren Atemwege auftreten“, sagt der Lungenfacharzt Axel Brüning vom AOK-Ärztehaus Centrum für Gesundheit in Berlin Mitte. „Insofern ist es plausibel, dass sich die Corona-Schutzmaßnahmen kurzfristig auch positiv auf die Anzahl der Asthmaerkrankten in Berlin ausgewirkt haben.“

Asthmaerkrankungen können als Folge von Infektionen der unteren Atemwege auftreten.

Axel Brüning, Lungenfacharzt

Von Dauer wird dieser Effekt aber voraussichtlich nicht sein: Nach dem Auslaufen der meisten Corona-Schutzmaßnahmen schnellte der Berliner Krankenstand im vergangenen Winter auf ein Rekordniveau, weil sich insbesondere Atemwegsinfekte wieder rasant verbreiteten, teilte die AOK mit. Damit werden wohl auch die Asthmaerkrankungen wieder zunehmen. Zudem gibt es weitere Einflussfaktoren auf Asthmatiker, wie die wachsende Anzahl von Allergien. Zu den wichtigsten Risikofaktoren für Asthma gehören allergische Erkrankungen, eine genetische Veranlagung, Entzündungen im Hals-Nasen-Ohren-Bereich, Übergewicht, Tabakrauch und Luftverschmutzung.

Jungen sind deutlich häufiger von Asthma betroffen als Mädchen

Insgesamt nahmen im Jahr 2021 rund 3,86 Prozent der Berliner verschreibungspflichtige Asthmamedikamente ein, zeigt die Datenanalyse des Wido. Damit erkrankten sie etwas seltener als im bundesweiten Mittel (3,98 Prozent) an Asthma. „Am häufigsten leiden die Bewohnerinnen und Bewohner Thüringens unter medikamentös behandeltem Asthma (4,55 Prozent), am seltensten jene in Mecklenburg-Vorpommern (3,25 Prozent).“

Im Kindes- und Jugendalter ist die Asthma-Häufigkeit bei Berliner Jungen deutlich höher als bei Mädchen: Rund 2,4 Prozent der Jungen bis neun Jahre erhielten 2021 Asthma-Medikamente. Bei den Mädchen waren nur 0,6 Prozent betroffen. „Die stärkere Betroffenheit von Jungen hat vermutlich anatomische Gründe und lässt sich durch die engeren Bronchien erklären. So kommt es leichter zu einer Verengung der Atemwege, wie sie beim Asthma bronchiale vorliegt“, sagt Pneumologe Axel Brüning.

Mit steigendem Lebensalter kehrt sich das Geschlechterverhältnis um: Bei den 70- bis 79-Jährigen sind 8,4 Prozent der Berliner Frauen, aber nur 4,7 Prozent der Männer betroffen. (Tsp)

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