zum Hauptinhalt

Kultur: Griechin sucht Griechen

BAROCK

Ein großer Meister, der geniale mainfränkische Barockarchitekt, den sich das Balthasar-Neumann-Ensemble zum Namenspatron gewählt hat: eine Benennung voller bildhafter Vorstellungen – Würzburger Residenz! –, unverwechselbar zwischen den unzähligen „Kammer“-Gruppen, aber auch hoch gegriffen. Dass das internationale Ensemble mit Sitz in Freiburg, künstlerisch geleitet von Thomas Hengelbrock, den verpflichtenden Anspruch erfüllen kann, hat sich in der Alte-Musik-Szene Berlins offenbar noch nicht so recht herumgesprochen. Jedenfalls wechselten die Musiker, an diesem Abend geführt von dem Konzertmeister Daniel Sepec, vom Großen in den Kleinen Saal des Konzerthauses, um dort ein quasi handverlesenes Publikum im Sturm zu erobern.

„Zwischen Arkadien und Naxos“ heißt der musikalische Streifzug durch die griechische Mythologie. Die ersten Klanggewitter kommen auf uns zu, wenn die Ouvertüre einer Oper ertönt, an deren Stoff sich Fernando Bertoni nach Gluck gewagt hat: „Orfeo ed Euridice“. Stehend spielen die hohen Streicher und die Bläser mit ihren historisch vertrauten Instrumenten, weshalb das Klangbild offen und hell, dabei aber stets impulsiv erscheint. Orest, Andromeda und „Medée“ finden ihre Töne bei Traetta, Ditters und Naumann. Die trauernde Ariadne klagt in unserem Klassikrepertoire ohne Ende auf Melodien von Monteverdi bis Strauss. Das Neumann-Ensemble macht auf eine Solokantate „Arianna a Naxos“ von Haydn aufmerksam, in deren Instrumentierung der Hammerflügel feine Reize entfaltet. Dazu als Spitzenereignis Stella Doufexis mit der klaren Stimme einer antik-barocken Tragödin, die allen Ausdrucks mächtig ist. Sybill Mahlke

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false