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Kultur: Liebesruf und Totenklage

„Hanns Eisler“-Orchester mit Nicolas Altstaedt.

In Rudolf Barschais Streichorchester-Fassung des 8. Streichquartetts von Dmitri Schostakowitsch geht so manche Differenzierung des Originals verloren. Nicht so beim Kammerorchester der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“: Unter der Leitung seines Mentors Kolja Blacher musiziert es im Konzerthaus derart intensiv und atemberaubend präzise, dass einem diese Tragisches umkreisende Musik mit jedem Ton unter die Haut geht. 1960 „den Opfern von Krieg und Faschismus“ gewidmet, meint der Komponist damit mehr die eigene Existenz unter stalinistischem Terror.

Schon das Motto – die Tonbuchstaben des eigenen Namens DSCH – wird in hartem Unisono äußerst nachdrücklich, wie von einem einzigen Instrument, vorgetragen. Schärfste Akzente und Kontraste strukturieren das Drama der wehmütigen und aufbegehrenden Selbstzitate, in dem die wenigen Solostellen besonders berühren – Blachers fahle, langgezogene Violintöne zu unbarmherzigen Akkordschlägen und das flehende Cellosolo Mathias Johansens, Liebesruf aus der verfemten Oper „Lady Macbeth von Mzensk“.

Schmerz wandelt sich hier in Schönheit, doch deren utopischer Gehalt ist verloren. Geradezu Vorschein einer besseren Welt kann noch Haydns Cellokonzert in C-Dur sein – vom Orchester mit schwungvoller Heiterkeit versehen, innerhalb derer der fulminante Solist Nicolas Altstaedt das Feuerwerk einer strahlenden, einschmeichelnden und doch auch Zerbrechlichkeit beschwörenden Klangrede entfacht. Mozarts Haffner-Sinfonie hat es da schwer, mehr als brillant-gutgelaunter Auftakt zu sein. Isabel Herzfeld

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