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Im Maßregelvollzug auf dem Gelände der Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik werden psychisch auffällige oder suchtkranke Straftäter untergebracht.

© picture alliance/dpa/Jörg Carstensen

Exklusiv

Mehr als 1000 Menschen betroffen: Heizungsausfall im Krankenhaus des Berliner Maßregelvollzugs

Aktuell liege die Temperatur in den Räumen bei neun Grad Celsius, hieß es am Mittwoch. Auch die Duschen bleiben kalt.

Das Krankenhaus des Maßregelvollzugs im Bezirk Reinickendorf ist von einem großflächigen Heizungsausfall betroffen. Tagesspiegel-Informationen zufolge trat der Defekt vor drei Tagen auf und hält seitdem an. Ob und wenn ja mit welchem Erfolg Reparaturmaßnahmen durch die für die Liegenschaft zuständige Berliner Immobiliengesellschaft veranlasst wurden, ließ sich am Mittwochabend nicht mehr klären.

Für die rund 550 Insassen des Krankenhauses und die knapp 500 Mitarbeitenden heißt es seit Montag: frieren. Die Temperatur in den Räumen betrage aktuell rund neun Grad Celsius, hieß es. Aufgrund der überraschend milden Temperaturen würden mitunter die Fenster geöffnet, um die Temperatur anzuheben. Auch die Duschen im Gebäude blieben seit Montag kalt.

Gebäude mit Sanierungsbedarf

Für die ohnehin prekäre Lage innerhalb der Spezialklinik bedeuten die aktuellen zustände eine weitere Verschlechterung. Auch wenn ein Heizungsausfall in diesem Umfang erstmalig zu beklagen sei, leide die marode Gebäudesubstanz „an allen Ecken und Enden“ unter einem Sanierungsstau, hieß es am Mittwoch.

Zuletzt hatte das Krankenhaus vor allem wegen der angespannten Personalsituation sowie eines erfolgreichen Ausbruchs für Schlagzeilen gesorgt. Kurz vor Weihnachten waren zwei Insassen des Klinikum gewaltvoll geflohen und hatten dabei zwei Mitarbeiterinnen verletzt. Eine der Betroffenen kam mit Stichverletzungen in ein Krankenhaus, die andere wurde ambulant behandelt. Die beiden 34-Jährigen Ausbrecher wiederum waren eine Woche nach ihrer Flucht durch Zeugenhinweise im Bezirk Friedrichshain festgenommen worden.

Auch hier: Personalmangel

Wegen der Zustände im Krankenhaus des Maßregelvollzugs hatte dessen Personalrat bereits im Herbst des vergangenen Jahres Alarm geschlagen und vor Massenkündigungen gewarnt. Von einer einer „dramatischen Personalunterausstattung“ und einer „Gefahr für das Personal“ war damals die Rede. Zudem wurde kritisiert, die Klinik sei „chronisch überbelegt“. Im Jahr 2023 mussten 21 Straftäter entlassen werden, weil im KMV kein Platz frei war. 

In die Spezialklinik werden Täter eingewiesen, die aufgrund einer psychischen Erkrankung oder einer Sucht als nur eingeschränkt schuldfähig galten. Dabei reichte es mitunter aus, wenn einem Straftäter vage ein „Hang zu Sucht“ attestiert wurde. Der diesbezügliche Paragraf im Strafgesetzbuch wurde im Herbst enger gefasst. Er soll nur noch – so die Absicht – für Fälle eindeutiger Sucht gelten. Langfristig werden also weniger Verurteilte im KMV landen.

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