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Politik: Angst vorm starken Mann

Edmund Stoibers Wahlkampf fängt gut an - mit einem Rückzug. Franz Josef Jung (CDU) steht nicht mehr als Leiter des "Stoiber-Teams", der "Kampa" des Kanzlerkandidaten der Union, in Berlin zur Verfügung.

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Edmund Stoibers Wahlkampf fängt gut an - mit einem Rückzug. Franz Josef Jung (CDU) steht nicht mehr als Leiter des "Stoiber-Teams", der "Kampa" des Kanzlerkandidaten der Union, in Berlin zur Verfügung. Der frühere hessische Staatskanzleichef undeinstige Wahlkampfleiter von Roland Koch begründete die Absage am Freitag mit Fragen der Kleiderordnung: "Für die Aufgabe als Koordinator von CDU und CSU war meine Bereitschaft vorhanden, für die rein organisatorische Mitwirkung nicht." Das beschreibt nur die halbe Wahrheit. Schon die ist problematisch genug. Jungs Freund und Förderer Roland Koch übernahm es, die Sache zornig beim Namen zu nennen: Er bedauere es ausdrücklich, dass in Berlin keine starke Wahlkampfzentrale aufgebaut werden solle.

Tatsächlich war dies ein entscheidender Punkt. Weder CDU-Generalsekretär Laurenz Meyer noch sein CSU-Kollege Thomas Goppel mochten einen Ober-General über sich dulden. Das wäre Jung automatisch geworden, egal was in seinem Vertrag gestanden hätte: Ein CDU-Vorstandsmitglied, Vize-Landeschef und erfolgreicher Wahlkampfleiter hat eigenes Gewicht. Dass Jung - dem öffentlichen Bild vom Eisenfresser zum Trotz - ein angenehmer und geradliniger Mensch ist, änderte am Kompetenzproblem wenig.

Ihren Haupteinwand gründete CDU-Chefin Angela Merkel gegenüber Stoiber allerdings auf einen anderen Punkt: Jungs Vergangenheit. Jung war im Herbst 2000 als Staatskanzleichef zurückgetreten, weil ihm der Koalitionspartner FDP nicht glaubte, dass er in seiner Zeit als Generalsekretär der Hessen-CDU nichts von den Schwarzgeld-Millionen der Partei wusste. Die Gefahr bestehe, warnte nun Merkel, dass die alten SpendenGeschichten im Wahlkampf wieder aufgewärmt würden. So war Jung, kaum dass sein Name vor der Zeit öffentlich ins Spiel gekommen war, kurz darauf wieder draußen.

Bis Dienstag darf nun spekuliert werden, wer das geplante halbe Dutzend Stoiber-Kampagnisten unter dem Dach des Adenauer-Hauses anführt. Dann will Stoiber der Unionsfraktion Grundzüge seiner Kampagne und der Organisation vorstellen. Der Name von Stoibers Sprecher Ulrich Wilhelm wird genannt - ein kluger Kopf aus der Staatskanzlei, der allerdings die Untiefen der CDU nur aus der Distanz kennt. Ein Polit-Promi aber, der solche Insider-Kenntnis hätte, scheidet nach dieser Vorgeschichte als Kanzlerkandidaten-Koordinator aus. Womit sich für manche Unionspolitiker die Frage stellt: Was soll die schwarze Kampa, das "Stoiber-Team", überhaupt noch?

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