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Politik: Haben macht nicht glücklicher

Das Worldwatch-Institut warnt: Der westliche Lebensstil überfordert die Erde

Wir konsumieren uns zu Tode, und es amüsiert uns nicht einmal. Zu diesem Schluss kommt das Washingtoner Worldwatch-Institut in seinem neuesten Bericht über den „Zustand der Welt“. Die Autoren des renommierten Umweltforschungsinstituts haben herausgefunden, dass die Menschen überall auf der Welt mehr verbrauchen als je zuvor. Die Lebensstile in den USA und Europa werden weltweit nachgeahmt. Deshalb lebt rund die Hälfte der etwa 1,7 Milliarden Menschen starken weltweiten „Verbraucher-Klasse“ heute bereits in den Entwicklungsländern, sagte Brian Halweil, einer der Autoren der Studie, dem Tagesspiegel.

Die Ausbreitung des westlichen Lebensstils bedrohe nicht nur die Ökosysteme, sondern auch die Entwicklungschancen armer Länder, sagte Christopher Flavin, Präsident des Worldwatch-Institutes. Halweil hält das Thema Konsum für das sträflich vernachlässigte Umweltthema. „Es ist einfacher, eine Fabrik für Umweltverschmutzung zu kritisieren, oder Politiker, weil sie schlechte Umweltgesetze machen, als über private Konsumentscheidungen zu sprechen“, sagte er. „Dabei fühlen sich die Menschen schuldig. Deshalb ist das Thema nicht populär“, sagte Halweil.

Dabei mache der Kauf von mehr Autos, mehr Lebensmitteln und größeren Häusern die Menschen nicht einmal besonders glücklich, stellte Halweil fest. In einer Umfrage 1957 hätte sich ein Drittel der US-Amerikaner als „sehr glücklich“ eingeschätzt, in einer Umfrage aus dem vergangenen Jahr schätzten sich genauso viele Amerikaner als sehr glücklich ein. „Dazwischen haben sie ihre Einkommen verdoppelt“, sagte Halweil. Wenn eine bestimmte Schwelle überschritten sei, die lebensnotwendigen Bedürfnisse befriedigt seien, mache mehr Geld nicht mehr glücklicher. Zudem wies Halweil darauf hin, dass vor allem die Amerikaner „mehr arbeiten als je zuvor, um ihre Raten für Häuser oder Kreditkartenrechnungen bezahlen zu können.“ Halweil ist überzeugt, dass jeder dazu beitragen kann, den Planeten durch seinen Konsum nicht überzubelasten. „Die zwei wichtigsten täglichen Entscheidungen sind die Lebensmittel, die wir essen, und das Auto, das wir fahren“, sagte er.

Es müsse aber auch politische Entscheidungen geben, verlangte der Autor. Für Halweil sind die Europäer dafür „Vorbilder für die Welt“. Sie verwendeten Lebensmittel, Energie, Papier, also fast alle Ressourcen, effizienter als die Amerikaner. Dennoch müssten sie nicht auf Komfort verzichten. Das Worldwatch-Institut fordert deshalb weltweit Gesetze über die Produktverantwortung. Firmen sollen ihre Erzeugnisse am Ende ihrer Nutzung zurücknehmen und entsorgen müssen. Halweil hält zudem Ökosteuern für eine effiziente Möglichkeit, Produkten deren Umweltkosten anzulasten.

Bestellungen der Studie im Internet:

www.worldwatch.org

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