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Politik: Jugoslawien: Offener Streit zwischen Djindjic und Kostunica

Der serbische Ministerpräsident Zoran Djindjic hat Vorwürfe des jugoslawischen Staatschefs Vojislav Kostunica und des Koalitionsbündnisses DOS zurückgewiesen, seine Regierung habe Ex-Diktator Slobodan Milosevic ohne Vorankündigung an das UN-Kriegsverbrechertribunal ausgeliefert. Bei mehreren Treffen des 18-Parteien-Bündnisses sei einstimmig gegen sonst drohende "Isolierung und Rückschritt" gestimmt worden, sagte Djindjic der Zeitung "Vecernje Novosti" (Sonntagsausgabe).

Der serbische Ministerpräsident Zoran Djindjic hat Vorwürfe des jugoslawischen Staatschefs Vojislav Kostunica und des Koalitionsbündnisses DOS zurückgewiesen, seine Regierung habe Ex-Diktator Slobodan Milosevic ohne Vorankündigung an das UN-Kriegsverbrechertribunal ausgeliefert. Bei mehreren Treffen des 18-Parteien-Bündnisses sei einstimmig gegen sonst drohende "Isolierung und Rückschritt" gestimmt worden, sagte Djindjic der Zeitung "Vecernje Novosti" (Sonntagsausgabe). Insofern habe die Entscheidung seiner Regierung, Milosevic nach Den Haag zu überstellen, "niemanden im DOS-Bündnis überrascht". Kostunica und dessen Demokratischer Serbischer Partei warf Djindjic vor, Informationen, "die nicht in ihr Weltbild passen", nicht akzeptieren zu wollen. "Wir haben getan, was wir schon vor langer Zeit angekündigt haben."

Unterdessen leitete die Belgrader Staatsanwaltschaft Ermittlungen gegen Milosevic-Anhänger ein, die auf einer Protestkundgebung Morddrohungen gegen Djindjic gerufen hatten. Wie die Justizbehörden am Wochenende mitteilten, sollen zudem diejenigen Demonstranten identifiziert werden, die am vorigen Freitag bei einer Protestkundgebung in Belgrad gegen Milosevics Auslieferung Journalisten angegriffen und verletzt hatten.

Zum Thema Rückblick: Milosevics Verhaftung Link: Die Anklageschrift des UN-Tribunals (englisch)

Nach dem Zusammenbruch der jugoslawischen Bundesregierung im Streit um die Milosevic-Auslieferung sollen am heutigen Montag Verhandlungen über eine Neubildung des Kabinetts beginnen. Innerhalb von drei Monaten muss eine neue Regierung stehen - sonst werden Neuwahlen erforderlich. Djindjic sprach am Wochenende allerdings bereits von einer möglichen Auflösung der aus Serbien und Montenegro bestehenden Bundesrepublik Jugoslawien.

Der Prozess gegen Milosevic wegen Kriegsverbrechen im Kosovo wird nach Einschätzung des Präsidenten des Haager UN-Tribunals, Claude Jorda, in "acht bis zwölf Monaten" beginnen. Das Verfahren dürfte dann mindestens 12 bis 15 Monate dauern, sagte Jorda. Er rechne ferner mit einer weiteren Anklage gegen Milosevic auch wegen der Kriegsverbrechen in Kroatien und Bosnien-Herzegowina.

Milosevic wollte nach Angaben der "Sunday Times" den britischen Premier Tony Blair zur Zeit des Kosovo-Krieges in Mazedonien ermorden lassen. Die Londoner Zeitung zitierte den damaligen jugoslawischen Generalstabschef Nebojsa Pavkovic, wonach er Anweisungen gehabt habe, den Hubschrauber Blairs am 3. Mai 1999 in der mazedonischen Hauptstadt Skopje in die Luft zu jagen. Aus Furcht vor Opfern unter Zivilisten und möglicher Verfolgung wegen Kriegsverbrechen habe Pavkovic sich gegen den Angriff entschieden.

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