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Nein nicht drei, sondern gleich acht Spitzenkandidaten schickt die Linkspartei bei der diesjährigen Bundestagswahl ins Rennen - eine klare Absage gegen eine Solo-Spitzenkandidatur von Gregor Gysi.

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Update

Keine Solo-Nummer: Linke sieht Wahlkampfteam als Absage an Personenkult

Acht sind besser als einer: Nach diesem Motto hat die Linkspartei ihr Spitzenteam für den Wahlkampf aufgestellt und damit auch einem Solo von Gregor Gysi eine Absage erteilt. In einem Brief an die Mitglieder verteidigen die Parteivorsitzenden dieses Konzept.

Von Matthias Meisner

Die Vorsitzenden der Linkspartei, Katja Kipping und Bernd Riexinger, haben in einem Brief an die rund 64 000 Mitglieder die Ernennung eines achtköpfigen Spitzenteams für den Wahlkampf gerechtfertigt - und damit auch ihre Absage an Gregor Gysi als Solo-Spitzenkandidaten. "Ist nicht der zunehmend inhaltsleere Personenkult auch Teil des Problems?", heißt es in dem Brief, der dem Tagesspiegel vorliegt. Bewusst habe sich die Partei für einen "Bruch mit konventionellen Ritualen" entschieden, neben bekannten absichtlich "auch neue, junge Gesichter" ausgewählt. "Wir lassen uns als Partei nicht auf eine Person reduzieren, sondern leben aktiv den Teamgedanken", heißt es weiter. Gewollt sei eine "neue Kultur der kollektiven und kooperativen Führung der Partei".

Unter dieser Prämisse sei eine Lösung gesucht worden, "die die Partei eint und geschlossen in den Wahlkampf ziehen lässt". Fragen vieler Genossen, warum die Parteivorsitzenden selbst dem Spitzenteam nicht angehören, beantworteten Kipping und Riexinger mit dem Hinweis, sie wollten sich statt dessen verstärkt dem Ziel widmen, eine "attraktive Parteikultur" zu schaffen.

Die Linke hatte ihr Wahlkampf-Spitzenteam am Tag nach der Niedersachsen-Wahl vorgestellt, die für die Partei mit einem Debakel endete. Die achtköpfige Truppe ist mehrfach quotiert nach Mann und Frau, Ost und West, Alt und Jung - wobei die Frauen die vierköpfige Gruppe der unter 50-Jährigen stellen. Im Parteivorstand gab es zwei Gegenstimmen und vier Enthaltungen. Das Unbehagen in dem Gremium war allerdings, wie erst jetzt bekannt wurde, deutlich größer. Eine ganze Reihe von Vorstandsmitgliedern blieb bei der Abstimmung demonstrativ draußen. Einer von ihnen lästerte später, dass nun Wahlkampf gemacht werden müsse "mit Pappnasen" statt mit einem oder zwei Spitzenleuten.

Gysi als einer von acht Teammitgliedern verteidigt das Konzept zumindest nach außen. "Ich bin entschlossen, aus diesem Spitzenteam etwas zu machen", sagte er diese Woche. "Wir müssen jetzt versuchen, das Ganze positiv zu gestalten." Voraussichtlich wird er auch in der nächsten Wahlperiode für das Amt des Fraktionsvorsitzenden kandidieren. Bei einer Diskussionsveranstaltung der Zeitung "Neues Deutschland" betonte er, dass er im achtköpfigen Wahlkampfteam zumindest der heimliche Chef ist. "Wer Kapitän ist, diese Frage stellt sich doch gar nicht", zitiert ihn das parteinahe Blatt.

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