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Die Häuser 2 (hinten) und 3 der Universität Potsdam am Campus Griebnitzsee.

© Ottmar Winter/PNN

Häuser am Campus Griebnitzsee: Plattner-Stiftung zieht Kaufangebot zurück

Die Hasso-Plattner-Foundation wollte zwei Gebäude der Uni Potsdam kaufen und sanieren. Nach Widerständen zieht sie das Angebot jetzt zurück.

Die Hasso-Plattner-Stiftung und das Hasso-Plattner-Institut (HPI) ziehen ihr kontrovers diskutiertes Kaufangebot für die sanierungsbedürftigen Häuser 2 und 3 am Campus Griebnitzsee zurück. „Die Verhandlungen mit der Universität Potsdam kamen leider zu keiner Einigung auf eine für alle Studierenden des Campus offene Verwendung“, sagte Stiftungssprecher Herbert Heitmann am Dienstag den PNN. Das Angebot habe vorgesehen, die beiden Gebäude am Eingang zum Campus zu renovieren und sie für alle Studierenden zu öffnen.

„Damit müssen wir die überfällige Renovierung jetzt der Universität Potsdam überlassen und hoffen, dass es so zu einer baldigen Verbesserung der Eingangssituation kommt“, so Heitmann. Zum Angebot der Stiftung, die Studierendenwohnheime in Griebnitzsee zu kaufen, gebe es aktuell weitere Gespräche mit allen Beteiligten.

Die Universität Potsdam hatte sich zuletzt gegen einen Verkauf der beiden Uni-Gebäude sowie der Wohnanlage am Campus Griebnitzsee ausgesprochen. Es gebe insbesondere in der Studierendenschaft Vorbehalte gegen einen Verkauf, sagte Uni-Sprecherin Silke Engel. Sie kritisierte das intransparente Verfahren. So habe sich die Stiftung zunächst an das Land und nicht an die Universität gewandt. „Das führt zu Misstrauen“, sagte Silke Engel.

400
Wohnheimplätze für Studierende will die Plattner-Stiftung schaffen.

Die Hasso-Plattner-Stiftung wollte die Häuser 2 und 3, die sich unmittelbar am Bahnhof befinden, sowie die Wohnheime kaufen. Im Dezember wurde bekannt, dass die Stiftung die Objekte sanieren und bis zu 400 zusätzliche Wohnheimplätze für Studierende bauen wolle. In den Häusern 2 und 3 sollten demnach auch Co-Working-Plätze und Flächen für Start-Ups des Hasso-Plattner-Instituts entstehen. In den Häusern befinden sich derzeit Fakultäten, Fachschaftsräume sowie das Café Eselsohr. Für diese Nutzungen seien Ersatzbauten geplant gewesen, sagte Heitmann. Die Häuser 2 und 3 wären damit für Studierende aller Fakultäten geöffnet worden.

Baufälliges Gebäude der Universität Potsdam: Haus 2 am Campus Griebnitzsee.

© Ottmar Winter/PNN

Die Universitätsleitung reagierte zurückhaltend auf die Rücknahme des Angebots durch die Stiftung. Man sei mit den zuständigen Ministerien und dem Hasso-Plattner-Institut in engem Kontakt, um die schwierigen Raumprobleme am Griebnitzsee gemeinsam anzugehen und zu lösen, sagte Präsident Oliver Günther. Am Griebnitzsee seien mehr als 7000 Studierende eingeschrieben, davon mehr als 3400 in der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät, etwa 2700 in der Juristischen Fakultät und etwa 1000 in der Digital Engineering Fakultät. „Wir appellieren an das Land, den dringend erforderlichen Baumaßnahmen in der Haushaltsplanung eine deutlich höhere Priorität einzuräumen als bisher geplant“, sagte Günther.

Die Linksfraktion im Landtag freute sich über die Absage der Plattner-Stiftung. „Ich bin erleichtert, dass die Verhandlungen vom Tisch sind und damit dem mehrheitlichen Willen der Studierenden entsprochen wird“, sagte die hochschulpolitische Fraktionssprecherin Isabelle Vandre. Die Universität Potsdam habe Eigenbedarf. „Ein Flächenverkauf an die Hasso-Plattner-Foundation hätte die Entwicklungsmöglichkeiten der Uni massiv eingeschränkt“, so Vandre.

Baufälliges Gebäude der Universität Potsdam: Haus 3 am Campus Griebnitzsee.

© Ottmar Winter/PNN

Die Räume in Haus 2 und 3 müssten „für das Campusleben“ nutzbar gemacht werden. „Ich erwarte von der Landesregierung, dass sie auf die Universität Potsdam zugeht und mit ihr schnellstmöglich die Sanierung in die Wege leitet“, sagte die Landtagsabgeordnete und Stadtverordnete. Erst der AStA und ihre Fraktion hätten die Verkaufsverhandlungen öffentlich gemacht. Jetzt sei durch die Verhandlungen viel Zeit verloren worden. Die Verhandlungen über den Verkauf der Wohnheime am Campus sollten nun ebenfalls beendet und damit öffentliche Flächen gesichert werden, forderte Vandre. Stattdessen müsse nach Flächen für weitere Wohnheime des Studentenwerks gesucht werden.

Wert der Wohnheime wird aktuell ermittelt

Das fachlich zuständige Wissenschaftsministerium habe das für die Landesliegenschaften zuständige Finanzministerium bereits im Frühjahr vergangenen Jahres über das Angebot der Stiftung informiert, sagte Ministeriumssprecher Thomas Vieweg zuletzt. Ein Verkauf der Liegenschaft könne ohne Zustimmung des Wissenschaftsministeriums nicht erfolgen. Das Haus von Kultur- und Wissenschaftsministerin Manja Schüle (SPD) wollte sich nicht zu einem möglichen Verkauf äußern. Das Studentenwohnheim auf dem Campus Griebnitzsee sei dem allgemeinen Grundvermögen des Landes zugeordnet und dem Studentenwerk Potsdam auf der Grundlage eines Erbbaupachtvertrages überlassen, so Thomas Vieweg.

Die Plattner-Stiftung habe sich inzwischen auch an das Studentenwerk gewandt, teilt dessen Sprecherin Josephine Kujau mit. Aktuell werde der Wert der Immobilie ermittelt. Neben einer allgemeinen Interessensbekundung seien von der Plattner-Stiftung noch keine genaueren Details definiert worden. So sei die Frage nach einem möglichen zusätzlichen Wohnheim als Ausgleich noch nicht beantwortet. Das Studentenwerk plane keine weiteren Wohnheimplätze am Campus Griebnizsee, sagt Josephine Kujau.

Eine nicht repräsentative Befragung Studierender, die der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) durchführte und Ende Januar veröffentlichte, ergab nach Interpretation des AStA ein Votum gegen einen Verkauf der Häuser 2 und 3. Allerdings hatten sich den Angaben nach nur 1528 der insgesamt 22.000 Studierenden an der Befragung per E-Mail überhaupt beteiligt. Von den 1528 Teilnehmenden hätten sich nur 22 Prozent für einen Verkauf sowie 20 Prozent für den Verkauf der Wohnheime an die Hasso-Plattner-Stiftung ausgesprochen. Damit positioniere sich eine deutliche Mehrheit der Studierenden gegen die Veräußerung, hatte AStA-Referent Daniel Schuster behauptet.

Der AStA hatte die Umfrage unter den Studierenden der Uni Potsdam am 16. Januar gestartet. Dabei wurden alle 22.000 Studierenden per E-Mail angeschrieben, so Schuster. Doppelte Teilnahmen seien ausgeschlossen. Wegen des geringen Rücklaufs sei die Befragung nicht repräsentativ. Es ergebe sich aber ein „eindeutiges Meinungsbild“, findet der AStA.

Die Hasso-Plattner-Stiftung will die Wohnanlage des Studentenwerks Potsdam in der Stahnsdorfer Straße am Campus Griebnitzsee kaufen.

© Andreas Klaer

Der AStA sehe durchaus einen Vorteil in den Sanierungsplänen, da das Land die Wohnheime nicht instand halte, so Schuster. Die insgesamt 545 Wohnheimplätze in der Stahnsdorfer Straße wurden 1993 fertiggestellt. Es sei jedoch die Aufgabe des Landes, günstigen Wohnraum für Studierende zu schaffen, sagte Schuster. Der Mangel an bezahlbarem Wohnraum könne nicht durch private Akteure gelöst werden.

„Gefahren sehen wir außerdem in einer erhöhten Machtposition der Hasso-Plattner-Stiftung“, sagte Schuster. Je mehr Eigentum auf dem Campus nicht in öffentlicher Hand sei, desto ungewisser sei die Entwicklung des Campus in der Zukunft. Laut Studentenwerk hat ihm das Land das Studentendorf per Erbbaupachtvertrag bis 2050 überlassen.

Zwei-Klassen-System am Campus befürchtet

Die Studierendenschaft befürchte ein Zwei-Klassen-System am Campus Griebnitzsee, sagte Uni-Sprecherin Silke Engel. So gebe es heute schon neben der Uni-Mensa ein teureres Essensangebot des HPI. Griebnitzsee sei ein toller Campus mit sehr gutem Bahnanschluss, der beste Standort der Uni, sagte die Sprecherin. Der Campus müsse planerisch und strategisch gemeinsam mit dem der Plattner-Stiftung entwickelt werden.

Die Plattner-Stiftung weist die Befürchtungen in der Uni zurück. „Eine Zwei-Klassen-Gesellschaft am Campus gibt es nicht und dies will niemand“, sagte Stiftungssprecher Heitmann. Im Gegenteil, Stiftung und HPI hätten in den Häusern 2 und 3 ein Nutzungskonzept vorgesehen, das allen Studierenden offen gestanden hätte.  

Im Wäldchen an der Bahnstrecke, zwischen August-Bebel-Straße und Juristischer Fakultät, sind außerdem vier Ergänzungsbauten für das HPI geplant. Einen Zeitplan für dieses Vorhaben gebe es noch nicht, weil die Umwandlung in Bauland viel Zeit in Anspruch nehme, sagte Sprecher Heitmann. Für Erweiterungen oder Sanierungen der Uni-Gebäude soll es im zuständigen Brandenburgischen Liegenschaftsbetrieb an Planungskapazitäten und Geld fehlen. Auf absehbare Zeit werde also keine Verbesserung erwartet.

Ein Verkauf an die Plattner-Stiftung könne deshalb auch zur Win-Win-Situation für beide Seiten werden, räumt Uni-Sprecherin Engel ein. Die Stiftung benötige mehr Platz und habe keine anderen Erweiterungsmöglichkeiten. Die Uni bekäme topsanierte Häuser. Schon jetzt sei die Zusammenarbeit zwischen Stiftung und Universität gut, so Engel.

Hintergrund für die Zurückhaltung der Uni könnte auch die anstehende Neuwahl von Präsident Oliver Günther sein, dessen zweite Amtszeit Ende des Jahres endet. Für eine Wiederwahl benötigt er vermutlich auch die Stimmen der Studierenden.

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