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Sport: Der Nächste, bitte!

Ungarn besiegt – deutsche Handballer nun gegen Dänemark

Ljubljana. Ganz oben, dicht unter dem Dach der beim Anpfiff nur zu einem Drittel gefüllten Tivoli-Halle von Ljubljana, hing ein Plakat mit der Aufschrift: „Hopp, hopp, heister – Deutschland wird Europameister.“ Hätten es die deutschen Fans noch eine Woche zuvor, nach der Auftaktniederlage gegen Serbien-Montenegro, entrollt, hätte es wohl Gelächter gegeben. Spätestens seit gestern Abend aber müssen Deutschlands Handballer fest für eine Medaille eingeplant werden. Als Vorletzte in die Hauptrunde der Europameisterschaft eingezogen, ebneten ihnen danach drei Siege den kaum noch für möglich gehaltenen Weg ins Halbfinale. Drittes Opfer waren gestern die Ungarn. 28:23 (16:12) hieß es für den Vizeweltmeister.

„Am liebsten wäre mir nun Kroatien. Mit denen haben wir noch eine Rechnung offen“, sagte Christian Schwarzer in Gedanken an das letzte Weltmeisterschafts-Finale. „Gegen Russland habe ich immer am besten gespielt“, nannte Christian Zeitz seinen Wunschgegner. Stunden später stand fest: Gegner im Halbfinale ist – Dänemark. Das andere Halbfinalspiel bestreiten Kroatien und Slowenien. Einen erfreulichen Nebeneffekt hatte der Sieg gegen Ungarn bereits: Das deutsche Team ist damit automatisch für die Weltmeisterschaft 2005 in Tunesien qualifiziert.

Christian Zeitz, bislang bei diesem Championat eher Statist, erlebte gestern einen großen Tag. Der 23-Jährige vom THW Kiel sprang für all jene ein, auf die eigentlich in der Torquote gebaut wird, für Schwarzer und Volker Zerbe (nur jeweils ein Tor), auch für Florian Kehrmann. Der Lemgoer, vor diesem letzten Hauptrunden-Spieltag mit 33 Treffern noch zweitbester Schütze aller Teilnehmer, kam gestern bei 13 Versuchen gerade mal auf drei erfolgreiche Würfe. „Einige waren heute doch sehr müde und unkonzentriert“, bemängelte Bundestrainer Heiner Brand bei aller Freude. Kehrmann durfte sich angesprochen fühlen.

Nicht jedoch Zeitz. 13 Würfe, acht Tore, zumeist raffiniert flach durch die Abwehr geworfen – eine stattliche Ausbeute. „Ich mache mir beim Werfen nicht viele Gedanken, ich mache einfach mein Ding“, lautete sein simples Credo. Offenbar hat es sich für ihn auch gelohnt, dass er von einst 107 Kilo auf nun 86 abspeckte.

Zum besten Spieler wurde jedoch sein Kieler Vereinskamerad Henning Fritz gekürt. Von seinem Torwart-Konkurrenten Christian Ramota, am Vorabend gleichfalls glänzend, bei fast jedem deutschen Angriff mit der Trinkflasche bedient, hielt Fritz 18 der 41 Würfe, darunter drei Siebenmeter. Trotzdem stahl ihm sein Gegenüber Nandor Fazekas die Schau: Er wehrte gleich 28 der 56 Würfe ab. Oft machten es ihm die deutschen Angreifer allerdings auch zu leicht. Als sie zwischenzeitlich mal zehn Minuten ohne Torerfolg blieben und die mit einigen stark übergewichtigen Spielern angetretenen Ungarn nach dem 14:20 auf 18:20 herankamen, gab es besorgte Mienen auf der deutschen Bank. Zeitz ließ sie dann mit seinem erlösenden Tor wieder heller werden. Und in der Abwehr sorgte der Spezialist Klaus-Dieter Petersen in seinem 325. Länderspiel dafür, dass danach nichts mehr anbrannte.

Nun heißt es, den Ruhetag heute richtig zu nutzen. Das gilt besonders für Volker Zerbe, der nach seiner zweiten Zweiminutenstrafe auch noch eine Knieverletzung erlitt und in der zweiten Hälfte gegen Ungarn nicht mehr eingesetzt wurde. Aber auch den anderen ist die Ruhephase willkommen. Christian Schwarzer aber tröstet sich damit, „dass auch die anderen Mannschaften mittlerweile etwas müde sind“.

Klaus Rocca

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