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Handball

© dpa

EM: Deutschland lernt weiter

Die deutschen Handballer haben mit Nervenstärke das drohende Aus bei der EM in Österreich vermieden und sind in die Hauptrunde eingezogen.

Erst tanzten sie, dann jubelten sie ihren Fans zu – die Erleichterung bei den deutschen Handballern war riesengroß. Nicht sie müssen nach dem 30:29 (21:18) im dritten Vorrundenspiel gegen Schweden das Turnier nach der Vorrunde verlassen, sondern der Gegner und WM-Gastgeber von 2011 tritt die Heimreise an. Das allein war Grund genug für diese euphorische Stimmung, nachdem das Team von Bundestrainer Heiner Brand in der Innsbrucker Olympiahalle sich bisher so enttäuschend dargestellt hatte. Nun aber, nach dem hart erkämpften Erfolg gegen Schweden zieht es als Dritter der Vorrundengruppe C hinter Polen und Slowenien in die EM-Hauptrunde ein. 1:3 Punkte wird es in diese Gruppe mitnehmen. Dort warten außerdem noch Frankreich, Spanien und Tschechien, das am Sonntag (16.30 Uhr/ARD) der erste Gegner sein wird.

Während die Schweden mit hängenden Köpfen in der Kabine verschwanden, kamen die deutschen Spieler nach diesem bis zum Schluss sehr spannenden Spiel gar nicht mehr aus dem Schwärmen. „Wir haben uns in der Halbzeit geschworen, das Spiel nicht mehr aus den Händen zu geben“, sagt Abwehrchef Oliver Roggisch, der in der 52. Minute für besondere Spannung gesorgt hatte. Nach der dritten Zwei-Minuten-Strafe war der Hüne von den Rhein-Neckar Löwen disqualifiziert worden. Und prompt glichen die Schweden danach zum 27:27 aus. Aber diesmal zerbrach das deutsche Mannschaftsgefüge nicht. Zweimal Holger Glandorf und Torsten Jansen setzten sich im Angriff durch, dem hatte der Gegner nur Treffer von Kim Andersson und drei Minuten vor Schluss durch Kim Ekdahl du Rietz in der 57. Minute entgegenzusetzen. Der Rest war Kampf, Krampf, Können, Glück – und endete im Siegestaumel der Deutschen.

„Das geht schon sehr an die Nerven“, sagte Heiner Brand, der seiner Mannschaft ein „Lernen aus den Fehlern in den ersten zwei Spielen“ bescheinigte. Bereits in der ersten Halbzeit war auffällig, dass Michael Kraus diesmal betont ruhig Regie führte. Brand sah „einige klare Aktionen“, die von den Schweden mit sehr vielen Einzelaktionen aber ebenso erfolgreich gekontert wurden. Mit 9:8 (13. Minute) führten sie sogar einmal, aber die klarere Spielgestaltung war bei den Deutschen zu sehen. Ein weiterer Vorteil war, dass auf den Rängen Heimspielatmosphäre herrschte, die deutschen Spieler wurden für jede gelungene Aktion frenetisch gefeiert. Schweden verließ sich in der ersten Halbzeit fast ausschließlich auf die Taten von Kim Andersson (4 Tore), Kreisläufer Robert Arrhenuis (5) und Dalibor Doder (4).

Bei den Deutschen waren es auch die Wechselspieler, die diesmal Akzente setzten. Allen voran Torhüter Silvio Heinevetter, der emotional wie vor dem Beginn seines Formtiefs agierte und sich auch dadurch zu einer Klasseleistung steigerte. Vor dem Spiel hatte man seitens der Deutschen die Schweden als Team eingeschätzt, das starke Phasen nicht über eine längere Spielzeit durchhalten könne.

Heinevetter entnervte sie im zweiten Abschnitt noch zusätzlich, als „beide Teams mit noch größerer Leidenschaft“ (Schwedens Trainer Ola Lindgren) die Entscheidung suchten. Zwischen der 35. Minute (23:21) und der 44. (24:23) hatte Heinevetter seine stärkste Zeit und konnte damit aufkommende Angriffsmängel im deutschen Team immer wieder ausgleichen. Auch einen Siebenmeter hielt der Torwart von den Füchsen Berlin. Es war jene Phase, in der das Spiel auch zugunsten der Schweden hätte kippen können. „Wichtig war doch nicht, dass ich ein paar Bälle gehalten habe“, sagte Heinevetter, „entscheidend war, dass vorn auch noch ein paar ins Tor der Schweden gegangen sind.“

Diese Aussage trifft den Geist, der in dieser deutschen EM-Mannschaft des Jahrgangs 2010 trotz aller spielerischen Probleme herrscht. Damit kann das Team in den nun folgenden drei Hauptrundenspielen vielleicht noch für weitere Überraschungen sorgen. „Dass die Mannschaft in die Hauptrunde eingezogen ist und dort jetzt Erfahrung sammeln kann, ist sehr schön“, sagte Heiner Brand. Mit dem Selbstvertrauen könne man auch „den einen oder anderen Großen noch ärgern. Jetzt haben wir nur noch zu gewinnen.“

Zur Erinnerung: Bei der EM 2004 in Slowenien waren die Deutschen auch mit 1:3 Punkten in die Hauptrunde eingezogen. Am Ende gewannen sie Gold.

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