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Wrestling-Legende Ric Flair.

© Imago

Big Four - Die US-Sport-Kolumne: Die Brücke ist abgebrannt

Wrestling-Legende Ric Flair sprach den San Francisco 49ers vor dem Play-off-Duell bei den Carolina Panthers seine Zuneigung aus – und verärgerte damit sein altes Lieblingsteam.

Das Licht wurde gedimmt, aus den Lautsprechern im Konferenzraum ertönte die Melodie von „Also sprach Zarathustra“ und herein stolzierte ein Mann im gehobenen Alter mit schneeweißen Haaren. Das Publikum, bestehend aus Spielern der San Francisco 49ers jolte. Der Mann schlüpfte sofort in seine Rolle, „stylte und profilte“ und stieß immer wieder sein Markenzeichen aus: ein laut ausgerufenes „Woooooo“.  Aus Richard Morgan Fliehr wurde in diesem Moment Ric Flair, zigfacher Wrestlingchampion und neben Hulk Hogan der wohl bekannteste Wrestlingstar der USA. Jim Harbaugh, San Franciscos Trainer, hatte seinen alten Freund Flair eingeladen, damit der einen Motivationsvortrag vor dem ersten Play-off-Spiel der 49ers in Green Bay hält. Am Ende seines Auftritts sagte Flair: „Mein Herz ist bei den 49ers“ und bekundete, schon lange Fan des Klubs zu sein.

In welchem Ausmaß Flairs Ansprache tatsächlich zum 23:20-Sieg San Franciscos in Green Bay beitrug, kann nur spekuliert werden. Nun allerdings wird es ungemütlich für den Altstar. Denn seine angeblich so geliebten 49ers treten am Sonntag in der zweiten Runde bei den Carolina Panthers an (19 Uhr). Jenem Team, das wie kein anderes in der National Football League mit Flair verbandelt ist. Der 64-Jährige verbrachte einen Großteil seines Lebens in Raleigh, North Carolina. Bei den Spielen der Panthers im 250 Kilometer westlich gelegenen Charlotte war er eine zeitlang Stammgast. Auch bei den Eishockey-Spielern der Carolina Hurricanes oder den Basketballern der Charlotte Bobcats ließ er sich regelmäßig sehen. Flair gilt als Aushängeschild im Bundesstaat North Carolina, auch wenn er inzwischen weiter südlich in Florida lebt.

Bei den Spielern der Panthers rief Flairs scheinbarer Überlauf zu den 49ers Unmut hervor. „Als Ric-Flair-Fan bin ich sehr, sehr enttäuscht“, sagte Steve Smith, nachdem er das Video vom Auftritt gesehen hatte. Der Receiver und Anführer der Panthers gilt als großer Wrestling-Fan. Erst jüngst hatte er auf einer Wohltätigkeitsveranstaltung in North Carolina für mehrere tausend Dollar einen Mantel ersteigert, in dem Flair zum Ring kam. Cornerback Drayton Florence, der gelungene Aktionen gern mit einem laut ausgerufenen „Woooooo“ feiert, wollte aus lauter Enttäuschung gar nichts sagen. „Darüber spreche ich nicht.“ Lange wurde im Stadion der Panthers nach einem Touchdown oder einem Field Goal ebenfalls gewooooot, von den Zuschauern und aus den Lautsprechern. Die Verantwortlichen der Panthers entschieden sich aber irgendwann, Flairs Markenzeichen nicht mehr einzuspielen, weil der nach unzähligen Scheidungen und Alkoholdelikten immer mehr in Verruf geriet.

Scheinbar ahnte Flair, dass er mit seiner Liebesbekundung für die 49ers zu weit gegangen war und verkündete über den „Charlotte Observer“: „Mein Herz wird immer bei den Panthers sein“. Den Spielern reichte das jedoch nicht. „Diese Golden Gate Brücke ist abgebrannt“, sagte Steve Smith und stellte eine Verbannung Flairs in Aussicht. „Ich bin nicht sicher, ob er noch mal eine Einladung bekommt.“ Auch wollen die Spieler in Zukunft auf dem Feld nicht mehr „wooooo“ rufen. „Wir werden das diskutieren“, sagte Smith unter der Woche. „Wir werden dafür ein Meeting ansetzen.“ Neben den diversen Teammeetings zum Spiel versteht sich. Beide Mannschaften trafen schon in der regulären Saison aufeinander. Beim 10:9-Erfolg der Panthers ging es sehr eng zu. Beide Teams gelten als ungefähr gleichstark. Es spricht aus Sicht der Panthers einiges dafür, sich nicht zu sehr mit Ric Flair zu beschäftigen.

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