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Kräfte sammeln für Sotschi. Aljona Sawtschenko und Robin Szolkowy.

© dpa

Eiskunstlauf: Die Probe fällt aus

Aljona Sawtschenko und Robin Szolkowy verzichten bei der EM in Budapest auf ihre Paarlauf-Kür, um sich für Olympia zu schonen.

Glückwünsche zu ihrem dreißigsten Geburtstag nahm Aljona Sawtschenko am Sonntag nur mit einem dünnen Lächeln entgegen. Zur Aufheiterung der vielleicht noch immer weltbesten Paarläuferin trug nicht einmal der Besuch ihrer ukrainischen Eltern bei, die von Kiew nach Budapest geflogen waren. Dort wollte Aljona Sawtschenko eigentlich zweierlei feiern: den fünften Europameisterschaftstitel an der Seite ihres Chemnitzer Partners Robin Szolkowy und danach ihren Geburtstag. Den verhagelte ihr am Sonntag ein grippaler Infekt der oberen Atemwege. Nichts war es danach mit der Kür, zu der die schon seit Freitag unter Hustenanfällen leidende Läuferin trotzdem antreten wollte.

Ein letzter Trainingstest am Sonntagvormittag brachte die Gewissheit: Nichts ging mehr. „Olympia vielleicht sausen zu lassen, um hier eine Medaille zu holen, ist ein zu hohes Risiko“, erklärte Trainer Ingo Steuer den Rückzieher der viermaligen Welt- und Europameister, „wäre sie durchgelaufen, hätte sie sich verletzen oder die nächsten zehn Tage flachliegen können.“ Und das so knapp vor den Olympischen Winterspielen, bei denen Sawtschenko/Szolkowy am 12. Februar ihre glänzende Karriere mit der Goldmedaille beenden wollen.

Ob sie nach zwei vergeblichen Anläufen endlich auf den Olymp dürfen, ist die Frage, die sich das Paar und ihr Trainer jetzt stellen. Weniger beim Blick auf ihre größten Rivalen, die russischen Titelverteidiger Wolososchar/Trankow, die bei ihrem EM-Sieg in Budapest nur im Kurzprogramm ihre Extraklasse zeigten, ihre Kür aber verstolperten. Eher belastet Steuers Meisterpaar die Sorge, ob Sawtschenko bis zum Beginn der Spiele vollkommen regeneriert. „Wichtig ist, dass sie sich erholt und in Sotschi hundertprozentig um Gold kämpfen kann“, fasste der Trainer die Lage zusammen. In Budapest habe seine Partnerin am Sonntag nur noch „siebzig Prozent“ ihrer Leistungskraft besessen, lautete Szolkowys Situationsbeschreibung. Bis Donnerstag ist seine Partnerin, die gleichwohl an diesem Montag ihre Olympiakleidung in München abholt, krankgeschrieben. Ob sie dann wieder aufs Eis gehen kann, ist die Frage.

Dass der Verzicht eher ein taktisches Manöver gewesen sei, um Wolososchar/Trankow im letztmöglichen Augenblick aus dem Weg zu gehen, wies Steuer vehement zurück. „Hätten wir taktisch agieren wollen, wären wir gar nicht erst angereist.“ Eher schien das plötzliche Fehlen von Sawtschenko/Szolkowy die Russen zu hemmen. Dabei würden die in Sotschi zu gerne zu Superstars der Spiele aufsteigen. Doch bei der EM stürzten sie bei ihrer Kür zu „Jesus Christ Superstar“ gleich zweimal. Ihren Chemnitzer Gegenspielern blieb nach dem Erfolg über die Russen im Grand-Prix-Finale die Erkenntnis, im Kurzprogramm von Budapest weit von Wolososchar/Trankow entfernt gewesen zu sein, vor der Kürentscheidung aber keine Angst haben zu müssen.

Die zunächst erschrockenen, am Ende aber wieder optimistischeren Oberen der Deutschen Eislauf-Union nahmen aus Budapest wenigstens eine erfreuliche Erkenntnis mit: Der fünfmalige deutsche Meister Peter Liebers ist mit seiner fast fehlerfreien Kür in der erweiterten europäischen Spitze angekommen. Der 25 Jahre alte Berliner wurde Sechster, wenn auch mit einem Vierzigpunkteabstand zum siegreichen spanischen Titelverteidiger und federleichten Überflieger Javier Fernandez. Liebers untermauerte seinen Medaillenanspruch für die Zukunft, in der er nach der zehnjährigen Regentschaft von Sawtschenko/Szolkowy zum neuen Frontmann im deutschen Eiskunstlauf aufsteigen könnte. „Es ist alles stabil geworden“, sagte der im Detail selbstkritische kluge Kopf nach seiner Kür mit den Höchstschwierigkeiten Vierfachtoeloop und Dreifachaxel. In Sotschi möchte Liebers Zehnter werden.

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