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Schwer zu stoppen. Elias Ellefsen á Skipagøtu im ersten WM-Play-off-Spiel gegen die Deutschen, die allerdings klar gewannen.

© Agentur 54 Grad/Imago

Kleine Insel, großes Talent: Ein 19-Jähriger von den Färöer trumpft groß auf - auch gegen die DHB-Auswahl

Elias Ellefsen á Skipagøtu ist eines der größten Talente im Welthandball - dabei gibt es auf den Färöer gerade Mal acht Handballteams.

Es war schon fast zu einfach. Kurz nach rechts angetäuscht, dann ein schneller Schritt gegen die Hand und schon hatte Elias Ellefsen á Skipagøtu die deutsche Abwehr ausgetanzt. Mit seinen erst 19 Jahren belegte der Färinger beim Länderspiel gegen die DHB-Auswahl am Mittwoch wiederholt, warum er zurecht als eines der großen Talente in seiner Sportart gehandelt wird.

Dabei ist Handball nicht unbedingt das, was einem in den Sinn kommt, wenn von den Färöer gesprochen wird. Atemberaubende Landschaften, mannigfaltige Tierwelt, skandinavisches Flair – aber Sport? Wenn überhaupt, dann erinnern sich einige vielleicht noch an Fußball-Torhüter Jens Martin Knudsen, der mit seiner weißen Bommelmütze im Länderspiel gegen Österreich vor 32 Jahren Legendenstatus erreichte. Jener hauptberufliche Gabelstablerfahrer, der nicht nur das Tor der Fußballer hütete, sondern auch Landesmeister im Turnen und Schlussmann der Handballer war, und der die Angriffsreihe um Toni Polster zu jener Zeit zum Verzweifeln brachte.
Seither hat sich im Land der Fischer und Schäfer einiges getan – auch im Handball. Sowohl die U20 als auch die U18 konnten sich für die Europameisterschaften im kommenden Sommer qualifizieren, die Männer visieren die EM 2024 in Deutschland an.

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Dabei existieren auf den 18 Felseninseln gerade einmal sieben Handballvereine in der Männerliga und sieben bei den Frauen, dazu ein paar Klubs im Jugendbereich. „Wir hatten gute Konkurrenz, bis wir zehn Jahre alt waren. Dann wurden wir zu gut”, berichtete Ellefsen, der wie der Großteil seiner Mannschaftskameraden mittlerweile im Ausland spielt. Bereits mit 16 wechselte er von seinem Heimatverein H71 in Hoyvik ins dänische Skanderborg, kehrte jedoch nach einer Saison zurück auf die Färöer, um dort im Kreise vieler Nationalspieler seine nächsten sportlichen Schritte zu gehen.

Dabei machte er schnell auf sich aufmerksam. Nachdem er 2019 beim European Open in Schweden mit der U17 der Färöer den Sieg holte und zum besten Spieler des Turniers gewählt worden war, hatte er zahlreiche Angebote von europäischen Topvereinen vorliegen. Schon damals zeigte der Rückraumspieler seine Qualitäten im Abschluss aber auch sein Spielverständnis und seine Kreativität auf der Mitte. Der beidhändig spielende Ellefsen unterschrieb schließlich beim schwedischen Topklub IK Sävehof, wo er seit zwei Jahren seine Entwicklung eindrucksvoll fortsetzte. Mittlerweile soll bei dem erfolgreichsten Torschützen der European League sogar schon der angehende Deutsche Meister aus Magdeburg angefragt haben.

Handball hat sich auf den Färöer stark entwickelt - es gibt noch mehr große Talente

Warum, das zeigte Elias Ellefsen á Skipagøtu auch gegen Deutschland, wenngleich es dort letztlich nur zu einem 24:32 reichte. Ein für die Färöer allerdings respektables Ergebnis, die in ihrer Geschichte noch nie bei einem Großturnier teilnehmen konnten und mit der Qualifikation für die WM-Play-offs eine kleine Sensation schafften. Körperlich für Handballverhältnisse relativ klein gewachsen, hat das junge und aufstrebende Team von Peter Bredsdorff-Larsen gezeigt, wie sehr sich der Sport in den vergangenen Jahren in ihrem Land entwickelt hat.

Dass hier neben Ellefsen noch viele Talente schlummern, beginnend beim Rechtsaußen Hakun West av Teigum über Rückraumspieler Kjartan Johansen bis hin zu Kreisläufer Helgi Hoydal Hildarsson. Und so konnten die Färinger auch gegen die Handballnation Deutschland ihr Angriffsspiel wirkungsvoll durchsetzen und die, durch die Rücktritte von Hendrik Pekeler und Patrick Wiencek, immanent gewordenen Probleme in der deutschen Defensive aufzeigen. Nicht zuletzt, weil Ellefsen wiederholt sein Eins-Eins ansetzen konnte, zum Unterarmwurf ausholte oder mit einem gut getimeten Bodenpass an den Kreis brillierte. „Er ist wirklich ein herausragender und hochtalentierter Spieler, den ich schon seit geraumer Zeit beobachte”, konstatierte Deutschlands Co-Trainer Erik Wudtke. Es war der überdurchschnittlichen Leistung von Torhüter Andreas Wolff zu verdanken, dass die Partie nicht enger ausging.

„Wir haben viel zu viele Würfe liegen lassen. Das können wir besser”, sagte Ellefsen nach der Niederlage in Kiel kritisch ohne sich zu viele Hoffnungen für das heutige Rückspiel in Torshavn (20 Uhr/zdf.de) zu machen: „Mit acht Treffern Vorsprung zu gewinnen wird hart. Aber wir hoffen, dass wir die Halle mit 1600 Fans füllen können und dadurch eine Chance haben.” Wenngleich es für die Weltmeisterschaft im kommenden Jahr wahrscheinlich noch nicht reichen wird, Elias Ellefsen Á Skipagøtu und seine Teamkameraden werden einiges dafür tun, um zu zeigen, dass es auf den Färöer mehr gibt als nur Fischer und Schäfer.

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