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Reitsport: Ein Rennen für vierbeinige Helden

Beim Prix d’Amérique startet am Sonntag nahe Paris mit Russel November der schnellste deutsche Traber.

Paris - Heinz Wewering muss es wissen. Der Trabrennsportler, der am Donnerstag seinen 60. Geburtstag gefeiert hat, ist der siegreichste Sulkyfahrer der Welt. Exakt 16 304 Rennen hat der 29-malige Deutsche Champion in seiner Karriere bisher gewonnen. Doch ein Triumph beim Prix d’Amérique, dem wichtigsten Trabrennen der Welt, fehlt in seiner Bilanz. „Dieser Klassiker hat eigene Regeln“, sagt Wewering über die mit einer Million Euro dotierte Prüfung, die am Sonntag in Vincennes, am östlichen Stadtrand von Paris, entschieden wird.

Nur die 18 weltbesten Traber sind bei dem Rennen, das seit 1920 ausgetragen wird, startberechtigt. Wewering hat nie das richtige Pferd dafür gehabt. „Die Schnelligkeit alleine reicht nicht. Nur echte Vierbeinerhelden können in Paris gewinnen“, beschreibt der Routinier das größte Ereignis, das der Trabersport zu bieten hat. „Die besondere Linienführung der Berg- und Tal-Piste und das mörderische Tempo, das den Pferden vom ersten Meter an abverlangt wird, lassen keinen Zufall zu“, erklärt Wewering, „in seiner neunzigjährigen Geschichte wurde der Prix d’Amérique nie durch Glück entschieden – jedes einzelne Siegpferd hatte den Triumph wirklich verdient.“

Am Sonntag ist Wewering gemeinsam mit den 40 000 Zuschauern auf der Tribüne in Vincennes und über 200 Millionen Menschen aus 80 Ländern, die das Rennen live am Bildschirm verfolgen, nur als Beobachter dabei. Doch er wird in Paris eine besondere Premiere erleben: Zum ersten Mal seit 2004, als Alwin Schockemöhles Traber Abano As den mit 250 000 Euro dotierten zweiten Rang belegte, geht wieder ein deutsches Pferd an den Start: der Hengst Russel November, der vom niederländischen Sulky-Champion Hugo Langeweg gesteuert wird. In der Saison 2006 gewann Russel November das renommierte Adbell-Toddington-Rennen in Mariendorf und war gleich im Anschluss erneut in Berlin beim Deutschen Derby erfolgreich. Der Hengst trat damit in die Fußstapfen seines Vaters General November, der das wichtigste deutsche Rennen zehn Jahre zuvor auf der Mariendorfer Piste beherrscht hatte.

Das war für Russel November erst der Anfang, danach setzte der Hengst zu einer Siegesserie an, die ihn auch nach Frankreich führte. In Paris siegte er fünf Mal hintereinander und ging im Anschluss auf sämtlichen bedeutenden Bahnen an den Start. Seine Kilometermarke von 1:09,8 Minuten ist die schnellste Zeit, die jemals ein deutscher Traber auf europäischen Rennpisten erzielt hat.

Das deutsche Pferd tritt dennoch als Außenseiter an. Am Wettmarkt gilt Titelverteidiger Meaulnes du Corta mit seinem Trainer Pierre Levesque als Favorit. Russel Novembers 25-jähriger Fahrer Hugo Langeweg lässt sich aber davon nicht beeindrucken. „Mein Pferd ist topp in Form“, sagt er.

Heiko Lingk

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