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Sport: Freitag, 15.30 Uhr

Freizeitforscher Wöhler über neue Anstoßzeiten im Fußball

KARLHEINZ WÖHLER

ist Professor für Freizeit- und Tourismusforschung

an der Universität

Lüneburg.

Foto: R/D

Herr Wöhler, nach dem Willen des Ligaverbands könnten die Spiele der Fußball-Bundesliga bald samstags um 12.30 Uhr stattfinden. Eine dumme Idee, oder?

Warum? Ich finde das toll. Alles wird flexibler; warum nicht die Anstoßzeiten im Fußball. Die Freizeitforschung hat festgestellt, dass sich die Tagesabläufe der Menschen verändern. Alles wird mediterraner: Die Leute ruhen sich mittags aus und gehen spätabends einkaufen. Warum sollen Sie also nicht um 12.30 Uhr ins Stadion gehen?

Weil die Fans es nicht wollen.

Alles Gewöhnungssache. Die traditionellen Zeitstrukturen werden vernichtet, auch im Fußball. Am Samstag und am Sonntag ist Bundesliga, montags spielt die Zweite Liga, und von Dienstag bis Donnerstag findet der Europapokal statt. Wo ist also das Problem?

Der Samstagmittag ist zum Einkaufen da.

Ach wirklich? Mittagsspiele wären ja nur ein Angebot unter vielen. Die Spieltage müssen entzerrt werden – nur so kann die Liga sich besser vermarkten. Außerdem würde das eher dem heutigen Charakter der Sportart entsprechen. Inzwischen ist Fußball ein Familienereignis, im Stadion gibt es einen Riesenrummel. Das kann man mittags anbieten. Es gibt allerdings auch andere Angebote.

Zum Beispiel?

Viele Fans und Vereine fordern den Freitagabend. Das kann spannend sein. Der Abend ist nicht mehr der Abend von früher. In Cafés gibt es Frühstück bis 16 Uhr; dann kann man zum Spiel gehen, und danach haben die Kneipen bis in den Morgen geöffnet. Freitagabend ist eine gute Option. Ich kann mir ebenso Spiele am Freitagmittag vorstellen.

Wirklich?

Natürlich. Anstoß Freitag, 15.30 Uhr – kein Problem. Da ist für die meisten sowieso Wochenende. Versuchen Sie mal, am Freitagnachmittag bei einer Firma eine Bestellung aufzugeben. Das Arbeitsleben in Deutschland hat sich verändert, es mischt sich mit der Freizeit. Sport machen inzwischen viele, um Spaß zu haben und um gesund zu bleiben. Andere lernen und lesen in ihrer Freizeit – für ihren Beruf und sich selbst. Dienstliches und Privates kann man, auch zeitlich, kaum noch auseinander halten.

Aber Fußballspiele der Bundesliga sind eindeutig Freizeit, oder?

Natürlich. Aber das heißt nicht, dass sie an starre Anfangszeiten gebunden sind. Im Eishockey spielt die Liga jeden Tag. Die Fußballprofis könnten ruhig genauso flexibel sein.

Das Gespräch führte Robert Ide.

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www.tagesspiegel.de/anstoss

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