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Kommentar: Geschenke gibt’s nicht mehr

Michael Rosentritt über das Ende der Auswahlkarriere von Torsten Frings.

Torsten Frings hatte zwei unvergessliche Auftritte im Trikot der deutschen Nationalmannschaft: bei der WM 2002 als rechter Verteidiger und im Viertelfinale der WM 2006 in Berlin gegen Argentinien. Genauer gesagt war es kurz nach dem Viertelfinale, das die Deutschen im Elfmeterschießen gewannen. Frings war es, der sich gegen die rüden Handgreiflichkeiten der Argentinier zur Wehr setzte – weshalb ihn der Weltverband Fifa für das Halbfinale sperrte. Dass die Deutschen mit dem kompromisslosen Abräumer Italien geschlagen hätten, ist nicht sehr wahrscheinlich. Wohl aber, dass sie wehrhafter gewesen wären. Vorbei.

Gestern hat sich Frings nicht mehr gewehrt. Gestern war der Tag, an dem Joachim Löw dem Bremer mitgeteilt hat, dass er die WM 2010 ohne ihn plant. Damit endet die Karriere eines verdienten Nationalspielers offiziell. Inoffiziell war das irgendwann nach der EM 2008 geschehen, als Frings zwar nicht mehr seine Form erreichte, Löw trotzdem noch Geduld mit ihm bewies. Anschließend führte der Bundestrainer auch für verdiente Spieler das Leistungsprinzip ein. Er stellte Frings sportlich infrage.

So etwas ist neu im deutschen Fußball, wo verdiente Spieler immer irgendwie von selbst gegangen sind wie Köpke, Kohler, Völler oder Möller. Oliver Kahn war ein Vorbote, als er seinen Nummer-eins- Status vor der WM 2006 verlor. Er bekam ein Abschiedsgeschenk – das Spiel um WM-Platz drei. Frings’ Karriere endet mit 79 Länderspielen und einer Heimniederlage gegen Norwegen. Die Skifahrer-Nation. Das ist eine Strafe.

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