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Nordische Kombination: Hettich kämpft um letzte WM-Chance

Dank neu gewonnener Lockerheit und frischem Selbstvertrauen hat Olympiasieger Georg Hettich zu alter Stärke zurückgefunden und im Kampf um seine letzte WM-Chance gute Karten. Trainer Weinbuch macht ihm Mut.

Sapporo - Mit 93,5 und 90,5 Metern war der Schonacher am Donnerstag der beste deutsche Nordische Kombinierer im Sprung-Training auf der Miyanomori-Normalschanze und darf nun auf seinen ersten Einsatz bei den Ski-Weltmeisterschaften in Sapporo hoffen. "Wenn er so weiter springt, wird er starten", sagte Bundestrainer Hermann Weinbuch.

Die Nichtberücksichtigung für den Sprint hatte Hettich vor einer Woche wie ein Keulenschlag getroffen. "Das war für mich die größte Enttäuschung, da ist für mich eine sportliche Welt zusammengebrochen. Ich hatte alles dafür getan, in diesem Wettbewerb zu starten. Deshalb war es ziemlich bitter für mich", sagte der 28-Jährige im Rückblick.

Der Absturz vom Olympiasieger zum Zaungast sei für ihn trotz der schwachen Leistungen im bisherigen Saisonverlauf aus heiterem Himmel gekommen. "Ich wusste, die Saison wird nicht einfach. Ich war im Sommer verletzt, hatte viele Termine. Dass es so schwer wird, hatte ich aber nicht gedacht", sagte Hettich. Dass ihn der überraschende Triumph von Turin in seiner sportlichen Entwicklung zurückgeworfen habe, glaubt er nicht. "Der Olympiasieg war schon okay. Das hat meiner Karriere nicht geschadet", sagte er lachend.

Vom Druck befreit

Als das Kind in den Brunnen gefallen war, hat Hettich den oft zitierten Schalter im Kopf umlegen können. Schon vor dem Team-Wettbewerb am vergangenen Sonntag, bei dem er ebenfalls zuschauen musste, habe er sich vom Druck befreit, den er sich vor den Weltmeisterschaften selbst auferlegt hatte. "Solch ein Druck ist etwas Subtiles. Man denkt, die ganze Saison war Mist, jetzt muss es bei der WM klappen. Je näher das Ereignis kam, umso mehr habe ich mir einen Kopf gemacht. Und dann ist mir die Zeit weg gelaufen", beschrieb er die für ihn ungewohnte Situation.

Praktisch über Nacht präsentierte er sich im Training urplötzlich gelöst und hat mit guten Sprüngen auch Weinbuch überzeugt. "Die Tendenz bei ihm sieht gut aus. Er zeigt sich verbessert, ist locker und befreit. Der ganze Druck ist abgefallen und er ist heiß auf den Wettkampf. Es scheint, als würde er es auf die Reihe bekommen. Seine Chancen stehen gut", erklärte der Bundestrainer. Der gab Hettich bereits eine Einsatzgarantie für den Fall, dass das Abschlusstraining am Freitag wie der dritte Durchgang am Donnerstag wegen zu starken Windes ausfällt. "Dann ist er dabei", sagte Weinbuch.

Unabhängig vom Wind glaubt Hettich an ein Happy End. "Wenn ich starte, will ich für mich sagen können, ich habe alles gegeben. Das Ergebnis steht und fällt mit dem Springen, denn die Lauf-Form stimmt", sagte der Schonacher. Dass er die 15 Kilometer als Erster angehen kann, wie bei seinem Olympiasieg, kann er sich jedoch nicht vorstellen. "Es ist schon arg spekulativ, dass ich das Springen gewinnen kann", sagte Hettich. (Von Eric Dobias, dpa)

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