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Auch in Bochum wurde getrauert. Schweigeminute im Ruhrstadion zu Ehren und zum Tode von Kaiser Franz Beckenbauer mit einem Foto auf der Anzeigentafel.

© imago/Team 2/IMAGO/Maik Hölter/TEAM2sportphoto

Kolumne „Inklusiv“: Die Stiftung von Franz Beckenbauer lebt weiter

Unser Kolumnist findet, dass Franz Beckenbauer nicht nur wegen seiner Titel im Fußball gewürdigt werden sollte, sondern auch für sein soziales Engagement. Obwohl dort nicht immer alles glatt lief.

Ein Kommentar von Nikolai Prodöhl

Am 7. Januar verstarb Franz Beckenbauer im Alter von 78 Jahren. Er wird weltweit als einer der größten Fußballer aller Zeiten angesehen und es geht etwas unter, dass er sich neben seinem Engagement im Fußball auch für Menschen mit Behinderung einsetzte. Nach seiner letzten Bundesliga-Saison für den Hamburger SV als Spieler gründete er im Jahr 1983 die Franz-Beckenbauer-Stiftung, die Menschen mit Behinderungen, Erkrankte und Personen in Not unterstützt.

Nach seinem Abschiedsspiel kam Dr. Friedrich Nottbohm, der ehemalige Mannschaftsarzt vom HSV, auf ihn zu mit der Idee, eine Stiftung zu starten und die Einnahmen aus seinem Abschiedsspiel als Grundkapital zu verwenden. Es kamen laut FC Bayern.com 800.000 D-Mark aus dem Spiel zusammen. Beckenbauer stockte die Summe auf eine Million D-Mark auf.

Die Stiftung finanziert sich durch Spenden und Erträge aus dem Stiftungskapital. Die Spenden stammen von Personen und Unternehmen, die die Idee unterstützen, sowie von sportlichen und gesellschaftlichen Veranstaltungen. Im Gegensatz zu vielen anderen Stiftungen erarbeitet sich Beckenbauer das Geld persönlich. Über 80 Prozent der Einnahmen stammen von Golf-Turnieren oder Talk-Runden.

14
Millionen Euro hat die Stiftung bis heute in Hilfsleistungen investiert

Die Stiftung hat bereits vielen Menschen geholfen, darunter einer 28-jährigen Frau mit Down-Syndrom und einer Lungenerkrankung, die täglich Medikamente benötigt. Da ihre Einnahmen als Weberin nicht ausreichen und ihre Eltern sie nicht unterstützen können, war sie auf die Hilfe der Stiftung angewiesen. Die Stiftung erfüllte ihr den Wunsch nach einem Kettcar.

Des Weiteren unterstützte die Stiftung eine Familie mit zwei kleinen Kindern. Der 3-Jährige J. hat Trisomie, Hypotonie und Wahrnehmungsstörungen. Sein zweijähriger Bruder hat eine Entwicklungsverzögerung und benötigt eine Überwachung der Vital- und Sauerstoffwerte. Die Familie benötigte ein größeres Auto, um alle zusätzlichen Hilfsmittel transportieren zu können. Die Stiftung unterstützte die Familie beim Kauf eines geeigneten Fahrzeugs.

Rund 14 Millionen Euro hat die Franz-Beckenbauer-Stiftung laut „Bild“ bis heute in Hilfsleistungen investiert und etwa 27.000 Anträge seit der Gründung 1982 bearbeitet. Alle Spenden an die Stiftung sind steuerlich absetzbar. Für Spenden über 300 Euro erhalten Spender automatisch eine Spendenbescheinigung sowie ein Dankschreiben des Vorstandes. Auf Wunsch kann die Stiftung auch für andere Beträge eine Spendenbescheinigung ausstellen.

Es gibt auch Dinge, die ich an ihm zu kritisieren habe

Ich finde, dass Franz Beckenbauer ein sehr erfolgreicher Fußballspieler und Trainer war. Er hat viele Titel gewonnen, wie die Meisterschaft und die Weltmeisterschaft. Die Stiftung gefällt mit gut, da dort Menschen mit Behinderung Unterstützung bekommen. Das finde ich an ihm positiv.

Es gibt einige Dinge, die ich an ihm zu kritisieren habe. Nach meiner Meinung finde ich es kritisch, was im Umfeld der Fußball-WM 2006 in Deutschland passierte. An den Fifa-Funktionär Mohamed Bin Hammam wurden 2005 angeblich etwa 6,7 Millionen Euro überwiesen, wie der Spiegel und die Taz berichteten. Die Fifa hat 2021 mitgeteilt, das Verfahren gegen ehemaligen DFB-Präsidenten Theo Zwanziger, früheren DFB-Generalsekretär Horst R. Schmidt und Franz Beckenbauer wegen Verjährung nicht weiterverfolgt wird.

Es besteht jedoch Verbesserungsbedarf in Bezug auf die Darstellung von Menschen mit Behinderungen. Die Beschreibung auf der Homepage der Franz-Beckenbauer-Stiftung betont oft das Leiden dieser Menschen. Dies ist jedoch nicht korrekt. Menschen mit Behinderungen haben Einschränkungen und sind auf Unterstützung angewiesen.

Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass die Unterstützung von Menschen mit Behinderungen durch die Stiftung von Franz Beckenbauer lobenswert ist, obwohl ich einige Kritikpunkte an seiner Person habe. Es ist zu hoffen, dass zukünftig eine vernünftige und respektvollere Darstellung dieser Menschen erfolgt.

Nikolai Prodöhl ist Journalist. Er hat eine Lern- und Sprachbehinderung und schreibt seit September nun im Tagesspiegel eine Kolumne.

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