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Trainerin Susann Mueller ist mit dem Saisonstart der Spreefüxxe nicht zufrieden.

© imago images/Eibner / Uwe Koch/Eibner-Pressefoto via www.imago-images.de

Spreefüxxe Berlin sind derzeit heimatlos: Erst die Männer, dann die Frauen

Die Handballerinnen der Spreefüxxe Berlin sind durchwachsen in die Saison gestartet. Die Gründe dafür sind nicht nur sportlicher Natur.

Etwas zerknirscht ist Susann Müller schon. Denn so richtig hat die Trainerin mit ihren Spreefüxxen noch nicht in die vor knapp acht Wochen gestartete Spielzeit gefunden. „Letzte Saison waren wir da weiter”, sagt die 34-Jährige. Ein Beleg für die aktuelle Verfassung war unter anderem das Spiel der Handballerinnen im DHB-Pokal am vergangenen Sonntag gegen Borussia Dortmund, in dem sich Berlin mit 16:34 geschlagen geben musste.

„Da hatte ich mir schon etwas anderes erhofft. Aber wir bekommen das, was wir wollen, momentan noch nicht so richtig auf die Platte”, sagt Müller, die sich natürlich bewusst ist, dass ihr Zweitligateam nicht als Favorit gegen die international erfahrenen Dortmunderinnen galt. Allerdings hatte sie sich gewünscht, dass ihre Spielerinnen die Außenseiterrolle besser annehmen und frei aufspielen, anstatt sich vom großen Namen der Gegnerinnen paralysieren zu lassen.

Doch Müller kann auch Positives aus der Begegnung mitnehmen. Allen voran die Defensive, die ein Faktor dafür ist, dass die Spreefüxxe in dieser Saison bereits drei ihrer vier Liga-Begegnungen für sich entscheiden konnten und auf Platz drei rangieren. Dabei wäre hier aber ebenfalls mehr möglich gewesen, wie die Trainerin anmerkt. Denn die 23:24-Niederlage zum Auftakt bei der zuletzt stets deutlich unterlegenen TG Nürtingen war ihrer Meinung unnötig. „Da merkt man, dass die Mannschaft neuformiert ist, und die Verletzungen helfen uns gerade auch nicht”, erklärt Müller.

Fünf Neuverpflichtungen stehen in dieser Saison sieben Abgängen gegenüber, dazu kamen Lang- und Kurzzeitverletzungen sowie Erkrankungen verschiedener Spielerinnen, sodass sich der Kader in der noch kurzen Saison stetig veränderte. Ein großes Manko ist dabei der Ausfall von Spielmacherin Leoni Baßiner. Die 16-jährige Jugendnationalspielerin war auf der Mitte gesetzt und galt perspektivisch als Hoffnung der Berlinerinnen, fällt nun aber für die gesamte Saison aufgrund eines Kreuzbandrisses aus.

Hoffnungsträgerin Leoni Baßiner fällt mit einem Kreuzbandriss für die gesamte Saison aus

„Das trifft uns hart”, sagt Müller, die derzeit den Markt sondiert, um den personell ausgedünnten Rückraum noch einmal zu verstärken. „Über die gesamte Saison gedacht, würde es uns schon helfen, wenn noch jemand kommt. Doch es gibt gerade nichts”, berichtet die Berlinerin, die speziell nach einer Spielerin sucht, die sofort aushelfen kann und keine lange Eingewöhnungszeit braucht.

Nun müssen es erst einmal die verbliebenen Spreefüxxe richten, wobei Müller aufpassen muss, wie sie die Belastung verteilt, damit nicht noch weitere Ausfälle zu beklagen sind. „Die Spielerinnen versuchen alle alles, da kann ich ihnen nichts vorwerfen. Aber uns fehlt die Kontinuität. Von etwas ganz Großem sind wir noch weit entfernt”, sagt die Trainerin, deren Job momentan nicht unbedingt einfacher wird.

Die 16 Jahre alte Jugendnationalspielerin Leoni Baßiner war trotz ihres Alters schon eine der Säulen des Teams und fehlt nun verletzt.

© imago images/Beautiful Sports / BEAUTIFUL SPORTS/Schlikis via www.imago-images.de

Allein in dieser Trainingswoche standen ihr zwischenzeitig nur acht Feldspielerinnen zur Verfügung – viel Raum zur Weiterentwicklung bleibt da nicht. „Wir machen das Beste draus”, sagt die einstige Nationalspielerin dennoch und konstatiert ihrem Kader trotz der Widrigkeiten eine Leistungssteigerung. Auch die Teamkultur würde passen, die Grundstimmung sei weiter gut. Bezüglich der Saisonziele, die bei dem Verein an sich immer mit dem Aufstieg in die erste Liga einhergehen, ist Müller indes zurückhaltend und appelliert daran, „die Pferde im Zaum” zu halten.

Ein weiterer Grund dafür ist nicht zuletzt, dass neben dem sportlichen Aspekt auch die Rahmenbedingungen zu wünschen übrig lassen. Denn wie schon in der vergangenen Saison ist die Sömmeringhalle als Heimspielort und Trainingsmöglichkeit nicht verfügbar und ist unklar, wann sich daran etwas ändern wird. Momentan werden die Heimspiele im Horst-Korber-Zentrum ausgetragen.

Man könnte ja auch einfach eine Frauen-Halle einrichten. Das wäre doch was, wenn da zum Beispiel Handball, Volleyball und Basketball stattfinden.

Susann Müller über die Hallensituation für Berlins Frauen-Teams

Trainiert wird in Charlottenburg oder auch mal am anderen Stadtende in Füchsetown in Hohenschönhausen. „Die Hallensituation ist echt nervig”, gibt Müller zu, die hofft, spätestens Ende November wieder stete Bedingungen zu haben. Nicht nur, damit ihren Spielerinnen eine eigene Kabine bereitsteht, sondern auch, damit die Fans wieder einen festen Anlaufpunkt haben. Wobei Letzteres in puncto Sponsorenwerbung ein nicht zu vernachlässigender Aspekt ist.

Mit diesen Problemen sind die Spreefüxxe derweil nicht allein, ähnlich geht es den Basketball-Frauen von Alba, die ebenfalls in der Sömmeringhalle spielen sollen. „Man könnte ja auch einfach eine Frauen-Halle einrichten. Das wäre doch was, wenn da zum Beispiel Handball, Volleyball und Basketball stattfinden”, schlägt Müller vor. „Ich verstehe nicht, warum der Männersport immer gefördert wird und wir hintenanstehen. Da könnte man viel mehr tun und unterstützen.”

Im Fußball haben es die US-Amerikanerinnen, Spanierinnen und Niederländerinnen zuletzt vorgemacht, dass eine gleiche Bezahlung möglich ist, in Skandinavien stehen die Handballerinnen seit Jahren den Männern kaum nach. Das Deutschland diesbezüglich nachzieht, glaubt die WM-Bronzegewinnerin von 2007 allerdings nicht. Es sei denn, es finde sich ein Mäzen, der die Sache in die Hand nähme. Vereine wie die SG Bietigheim und Borussia Dortmund haben dahingehend ja bereits gezeigt, dass dies möglich ist und können momentan auch deswegen mit anderen europäischen Klubs mithalten. „Aber solange unsere Nationalmannschaft keinen Erfolg hat, bleibt auch die Wahrnehmung aus”, sagt Müller.

Das gilt demnach auch für ihre Spreefüxxe, die am Samstag beim TSV Nord Harrislee (18.30/Sportdeutschland.tv) gefordert sind. „Wenn wir etwas Großes wollen, müssen wir dieses Spiel gewinnen”, gibt die Trainerin die Devise aus, wohl wissend, dass im November mit Mainz, Rosengarten und Solingen einige Spitzenspiele auf dem Programm stehen. Deswegen könnten die Berlinerinnen jetzt mit zwei weiteren Punkten die Grundlage für eine erfolgreiche Saison legen. Das täte dann nicht nur der Stimmung von Susann Müller gut, sondern auch der der gesamten Mannschaft.

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