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Wirtschaft: 536 000 Arbeitslose weniger als vor einem Jahr

Der Aufschwung sorgt für neue Stellen – auch für Jugendliche und Hartz-IV-Bezieher bessert sich nun die Lage

Berlin - 536 000 Arbeitslose weniger als vor einem Jahr – das ist die Folge des mittlerweile kräftigen Aufschwungs in Deutschland. Im November sank die Zahl der Jobsuchenden um 89 000 auf 3,995 Millionen, wie die Bundesagentur für Arbeit am Donnerstag in Nürnberg (BA) mitteilte. Der Rückgang gehe „in erster Linie“ auf die robuste Konjunktur zurück, sagte Frank-Jürgen Weise, der Vorstandschef der Behörde. Das milde Wetter sei ein weiterer Faktor, ebenso die zunehmenden Erfolge der Arbeitsagenturen bei der Vermittlung.

Die Arbeitslosenquote lag im November bei 9,6 Prozent, nach 9,8 Prozent im Oktober und 10,9 Prozent vor einem Jahr. Weiter gestiegen ist die wichtige Marke der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung: Sie lag im September bei 26,88 Millionen, das ist ein Zuwachs um 317 000 gegenüber dem Vorjahr. Ökonomen bewerten die sinkende Arbeitslosigkeit noch zurückhaltend. „Erst wenn es in einem Jahr immer noch so gut aussieht, kann man von einer echten Wende sprechen“, sagte Roland Döhrn, Konjunkturchef des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung.

DIE BILANZ WIRD BESSER

Für dieses Jahr rechnet die BA mit einer durchschnittlichen Arbeitslosenzahl von 4,5 Millionen. Das wären rund 360 000 weniger als 2005. Noch im Februar hatte es mehr als fünf Millionen Stellensuchende gegeben. „Für 2007 rechnen wir, wenn nichts Unvorhergesehenes passiert und die Konjunktur anhält, mit 4,3 Millionen Arbeitslosen“, sagte BA-Vorstand Heinrich Alt.

NICHT NUR DAS WETTER HILFT

Der November war ungewöhnlich warm. Doch auch ohne die jahreszeitlichen Schwankungen bleibt ein Beschäftigungsplus: Saisonbereinigt ging die Zahl der Arbeitslosen um 86 000 zurück – auf 4,245 Millionen. Der Rückgang war stärker als in den Monaten Juni bis September mit einem Minus von im Schnitt 46 000. Im Oktober gab es ein Minus von 73 000.

Neben der Konjunktur sorgt auch der Umbau der BA für eine bessere Vermittlung. „Die Mühe hat sich gelohnt“, sagte BA-Chef Weise mit Blick auf die Hartz-Reformen. Mittlerweile gelinge es auch, Langzeitarbeitslosen zu einer neuen Beschäftigung zu verhelfen.

AUSBILDUNG

Auch für Jugendliche bessert sich die Lage. Ende September waren noch 49 500 von ihnen ohne Lehrstelle. Von ihnen hatten aber 21 600 bis Mitte November 2006 eine Ausbildung, eine Qualifizierung oder eine andere Alternative begonnen. Allerdings liegt die Zahl der noch nicht vermittelten Bewerber um 4100 über den Vergleichsdaten von 2005. Die Partner im Ausbildungspakt – Regierung, BA und Wirtschaftsverbände – versicherten, jeder Jugendliche, der willens und in der Lage sei, eine Lehre zu machen, bekomme auch ein Angebot.

DIE POLITIK FREUT SICH

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) begrüßte die „sehr erfreuliche Entwicklung“. Die Bundesregierung betrachtet den Trend auch als ihr Verdienst. Arbeitsminister Franz Müntefering sprach von einem Erfolg der Reformpolitik. Wirtschaftsminister Michael Glos (CSU) sah sich darin bestätigt, „dass unsere Wirtschaftspolitik auf dem richtigen Weg“ ist. FDP-Vize Rainer Brüderle warf der Koalition dagegen vor, „die strukturellen Probleme der verfestigten Massenarbeitslosigkeit“ weiter ungelöst zu lassen.

WEITERE REFORMEN NÖTIG

Trotz der sinkenden Arbeitslosenzahl verlangt die Wirtschaft weitere Veränderungen. „Die positive Entwicklung darf nicht über den unverändert hohen Handlungsdruck am Arbeitsmarkt hinwegtäuschen“, hieß es beim Arbeitgeberverband BDA. Annelie Buntenbach, Vorstand beim Deutschen Gewerkschaftsbund, erklärte, die Regierung müsse mehr für diejenigen tun, die kaum Chancen auf eine Stelle hätten. Es müsse einen zweiten Arbeitsmarkt geben.

In der Union wird der Ruf nach der Senkung des Arbeitslosenbeitrags lauter. „Wir haben genügend Luft, um die Beiträge auf vier Prozent zu senken“, sagte Gerald Weiß, Chef der Arbeitnehmergruppe von CDU und CSU, dem Handelsblatt. Der geplante Rückgang von 6,5 auf 4,2 Prozent fuße auf konservativen Annahmen. Es spreche „vieles dafür, die Karte Beitragssenkung stärker auszureizen“. Ähnlich sieht es Kurt Lauk vom CDU-Wirtschaftsrat: „Die positive Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt und der Rekordüberschuss der BA bieten Spielraum für eine weitere Absenkung.“

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