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Konsum

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Konjunktur: Aufschwung für alle

Die Arbeitnehmer werden 2008 wieder mehr in der Tasche haben, sagen Experten – und warnen vor zu hohen Forderungen.

Berlin - Im neuen Jahr werden auch die Arbeitnehmer am Aufschwung teilhaben. Das erwartet das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW). Für 2008 sagt das Berliner Institut erstmals seit fünf Jahren wieder steigende Reallöhne voraus. Zudem werde die Arbeitslosigkeit weiter deutlich zurückgehen. „Der Aufschwung kommt bei immer mehr Menschen konkret an“, sagte DIW-Präsident Klaus Zimmermann am Mittwoch bei der Vorstellung der aktuellen Konjunkturprognose. Der Konsum werde deshalb zum entscheidenden Träger der Konjunktur.

Die DIW-Forscher gehen davon aus, dass die Löhne im neuen Jahr um rund 2,5 Prozent steigen werden. Anders als in den Vorjahren würden diese Zuwächse nicht mehr komplett von steigenden Preisen aufgezehrt. „Wir gehen davon aus, dass sich die Inflation bei 1,8 Prozent einpendeln wird“, sagte Zimmermann. 2007 waren die Kosten für die Lebenshaltung mit 2,2 Prozent so stark gestiegen wie seit 13 Jahren nicht mehr.

Auch bei der Einkommensverteilung erwarten die Forscher 2008 eine Trendwende: Der Anteil der Löhne und Gehälter am Volkseinkommen werde nicht mehr sinken. In den vergangenen sieben Jahren war die sogenannte Lohnquote stetig gefallen, während der Anteil der Unternehmens- und Vermögensgewinne am Volkseinkommen stieg. Diese Entwicklung soll 2008 zum Stillstand kommen. „Es ist nicht mehr so, dass die Gewinne deutlich stärker steigen als die Löhne“, sagte DIW-Volkswirt Stefan Kooths.

Dennoch warnt das Institut vor zu hohen Lohnforderungen in den anstehenden Tarifrunden. „Wir empfehlen den Gewerkschaften, auf dem Teppich zu bleiben“, sagte Präsident Zimmermann. Noch deutlicher wurden andere Wirtschaftsforscher: Mit Tarifforderungen von bis zu acht Prozent riskierten die Gewerkschaften Arbeitsplätze, sagte der Wirtschaftsweise Wolfgang Wiegard der „WAZ“. „Maßlose Lohnforderungen sind gerade jetzt Gift für Wachstum und Arbeitsplätze“, mahnte auch sein Kollege Wolfgang Franz aus dem Sachverständigenrat der Bundesregierung. Franz sagte der „Bild“-Zeitung, bei den Tarifverhandlungen müsse die konjunkturelle Entwicklung mitberücksichtigt werden. „Der Aufschwung darf nicht verfrühstückt werden.“

Aus der Bundesregierung kam dagegen erneut die Forderung, die Beschäftigten stärker an den Gewinnen der Unternehmen zu beteiligen. Die Arbeitnehmer bräuchten „mehr Netto in der Tasche“, sagte Wirtschaftsminister Michael Glos (CSU). Er deutete zugleich an, dass die Regierung ihre Wachstumsprognose für 2008 leicht senken werde. Bisher war sie von mindestens zwei Prozent Wirtschaftswachstum ausgegangen. Nun rechnet Glos nur noch mit „knapp zwei Prozent“. Die Risiken für die Konjunktur seien größer geworden, sagte der Minister. Die Finanzkrise in den USA sei noch nicht überstanden.

Auch das DIW erwartet für 2008 ein leicht schwächeres Wachstum als 2007. Mit 2,1 Prozent werde sich der Aufschwung aber dennoch auf hohem Niveau fortsetzen, sagen die Forscher voraus. „Wir gehen mit Optimismus ins neue Jahr“, sagte Institutschef Zimmermann. Zwar sieht auch er gestiegene Risiken durch den hohen Ölpreis, den teuren Euro und die amerikanische Finanzkrise. „Dennoch steuert das Schiff auf sicherem Kurs durch eine windige See“, sagte Zimmermann. Für 2009 erwartet er immer noch ein Wachstum von 1,7 Prozent.

Wichtigster Wachstumsmotor soll dabei der Konsum sein, der durch höhere Löhne und die weiter sinkende Arbeitslosigkeit angetrieben werde. Nach rund 600 000 neuen Jobs im vergangenen Jahr dürften in diesem Jahr weitere 200 000 hinzukommen, im nächsten Jahr bis zu 100 000. Die Arbeitslosenzahl könne bis 2009 auf unter 3,5 Millionen sinken. Im Jahr 2007 waren nach Schätzungen der Bundesanstalt für Arbeit im Jahresdurchschnitt rund 3,8 Millionen Menschen arbeitslos gemeldet.

Stefan Kaiser

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