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Wirtschaft: China gerät in den Sog der Krise

Industrie schrumpft erstmals seit drei Jahren.

Peking/Berlin - China rettet seit Jahren die Weltwirtschaft – mit seinem Hunger nach Autos, Maschinen und Hightech und seinem Angebot an billigen Produkten. Doch nun erfasst der Abschwung auch die Volksrepublik: Nach fast drei Jahren ohne Wachstumspause schrumpfte die Industrie im November erstmals wieder. Der Einkaufsmanagerindex für die Industrie fiel um 1,4 auf 49,0 Punkte, teilte der Logistikverband CFLP am Donnerstag zu seiner Umfrage mit. Damit sank das Barometer zum ersten Mal seit der weltweiten Finanzkrise wieder unter die Marke von 50 Punkten, ab der Wachstum signalisiert wird. Auch der separat ermittelte HSBC-Einkaufsmanagerindex rutschte auf ein 32-Monats-Tief. „Das Wirtschaftswachstum wird sich weiter abschwächen“, sagte Zhang Liqun vom Forschungszentrum des Staatsrates.

China, dem weltgrößten Exporteur, macht nicht nur die Flaute bei wichtigen Handelspartnern in Europa und Amerika zu schaffen. Auch im Inland geht die Nachfrage zurück. Daher könnte sich die Notenbank dazu veranlasst sehen, die Geldpolitik weiter zu lockern. Bereits am Mittwoch vergrößerte sie zum ersten Mal seit drei Jahren den Spielraum für die Banken – sie müssen weniger Kapital vorhalten und können so mehr Kredite vergeben.

Die Regierung sorgt sich darum, dass die Schuldenkrise in Europa noch stärkere Spuren hinterlassen wird. „Die aktuelle Krise ist ernster und herausfordernder als die internationale Finanzkrise nach dem Zusammenbruch von Lehman Brothers“, sagte Finanzstaatssekretär Zhu Guangyao. Damals hätten die Regierungen und die Geldpolitik noch Schlimmeres verhindern können. „Doch jetzt, um ehrlich zu sein, befinden sich einige Staaten in einer sehr ernsten Haushaltslage und es gibt nur einen begrenzten Spielraum für die Anpassung der Geldpolitik.“

Im Ergebnis wird das Wachstum Chinas geringer ausfallen als in den vergangenen Jahren, fürchtet Ashley Davies von der Commerzbank. Nach 10,3 Prozent für 2010 und 9,1 Prozent für 2011 rechnet er für das kommende Jahr nur noch mit einem Plus von 7,5 Prozent. rtr/brö

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