zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Dr. Oetker – Ideen, die aufgehen

Louis Carl Oetker war 25, als er sein erstes Geschäft eröffnete. Es begann mit einer kleinen Konditorei in Hamburg-Altona und 1200 Talern.

Louis Carl Oetker war 25, als er sein erstes Geschäft eröffnete. Es begann mit einer kleinen Konditorei in Hamburg-Altona und 1200 Talern. Seine Kuchen und vor allem die Marzipantorten müssen den Norddeutschen geschmeckt haben, denn schon bald konnte Oetker Filialen eröffnen. Als er mit der Produktion nicht mehr hinterherkam, eröffnete er 1876 eine Marzipanfabrik.

Es ist nicht die Marzipanfabrik, die den Namen Oetker bekannt gemacht hat. Der Durchbruch kam erst später, mit seinem Sohn, dem Bielefelder Apotheker, Backpulverfabrikanten und gewieften Vermarkter Dr. August Oetker, der Ende des 19. Jahrhunderts auf die Idee kam, Backpulver in kleine Tüten abzupacken. Aber ohne das Marzipan hätte es das weitverzweigte Nahrungsmittel- und Reederimperium, das „Dr. Oetker“ heute ist, nie gegeben. 98 Prozent der Deutschen ist die Marke ein Begriff. Dass Dr. Oetker zwar noch immer Backpulver und Pudding herstellt, aber inzwischen auch der größte Tiefkühlpizza-Produzent Europas ist, der größte Bierbrauer Deutschlands (Radeberger oder Clausthaler), die zweitgrößte Sektkellerei (Henkell), zudem Bankbesitzer (Bankhaus Lampe), Versicherer (Condor) und als Besitzer der Reederei Hamburg Süd auch der zweitgrößte Schifffahrtskonzern Deutschlands, wissen aber nur wenige.

Auch in diesem Clan gibt es ein dominanntes Gründer-Gen: Der Enkel des Gründers, der im Januar verstorbene Rudolf-August Oetker, war es, der das Geschäft internationalisierte und zu dem machte, was es heute ist: einer der größten internationalen Familienkonzerne mit zuletzt gut sieben Milliarden Euro Umsatz und mehr als 22 400 Beschäftigten. „Nicht alle Eier in einen Korb“, war seine Devise.

Oetker übernahm die Firma bereits mit 25, gezwungenermaßen. Sein Stiefvater Richard Kaselowsky, der Dr. Oetker den zweifelhaften Ruf eines „nationalsozialistischen Musterbetriebs“ erworben hatte, war bei einem Bombenangriff ums Leben gekommen.

Was das Unternehmen groß gemacht hat, ist neben großer Kontinuität (August ist der vierte Chef seit Gründung) und dem unternehmerischen Geschick Oetkers vor allem sein Gespür für den richtigen Zeitpunkt, in jeder Beziehung. 1981, als er 65 war, übergab er die Führung seinem Sohn August. Auch für den Rest der Familie sorgte er vor. Um die Schenkungsteuer zu umgehen, übertrug er den größten Teil seiner Anteile 2002 an seine acht Kinder. Bereits sein Vater hatte dafür gesorgt, dass der Konzern trotz vieler Nachkommen nicht außer Kontrolle gerät. Die Zahl der stimmberechtigten Gesellschafter begrenzte er auf acht Familienstämme. Sein sparsamer Sohn wachte bis zuletzt als Vorsitzender des Beirats der Holding über die Zahlen. pet

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false