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Braunkohlekraftwerk Jaenschwalde im Lausitzer Kohlerevier am Abend.

© Imago/Andreas Franke

Eine Erde reicht nicht: Die Welt hat ab heute ihre Ressourcen verbraucht

Der Earth Overshoot Day jährt sich und damit der Zeitpunkt, ab dem die Erde überlastet ist. Klima- und Umweltschützer fordern mehr Ressourcenschutz.

Von nun an leben wir auf Pump. Ab dem 2. August und damit einen Tag später als vergangenes Jahr sind weltweit alle nachhaltigen Ressourcen der Erde verbraucht, die das Ökosystem innerhalb eines Jahres herstellen kann. Das geht auf Berechnungen der amerikanischen Umweltorganisation Global Footprint Network (GFN) zurück. Aktuell verbraucht die Menschheit damit 1,7-mal so viele Ressourcen, wie natürlich vorhanden sind. Der deutsche Erdüberlastungstag war bereits Anfang Mai.

Das Datum des Earth Overshoot Day berechnet sich dadurch, dass die Biokapazität der Erde ins Verhältnis mit dem ökologischen Fußabdruck der Menschheit gesetzt und auf ein Jahr hochgerechnet wird. Übersteigt der Verbrauch die verfügbare Menge an Ressourcen, verschulden wir uns: Wir stoßen beispielsweise mehr CO₂ aus, als Speicher absorbieren können, oder fällen mehr Bäume, als nachwachsen. Die unmittelbaren Folgen sind Wassermangel, Dürre und Artensterben.

„Nach wie vor nehmen wir ungefragt einen massiven ökologischen Kredit bei jüngeren und kommenden Generationen auf und schränken ihre künftigen Freiheitsrechte ein“, sagt Christoph Bals, Politischer Geschäftsführer der Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch.

Deutschland gehört zu den Ländern mit dem frühesten Überlastungstag.

© Global Footprint Network www.footprintnetwork.org

Seit Beginn des Erhebungszeitraums 1961 durch das GFN hat sich der Erdüberlastungstag fast kontinuierlich von Anfang Dezember nach vorne verschoben. Vor allem die Industrienationen verbrauchen besonders viel Energie, Konsumgüter und Lebensmittel. So hatten die USA und Deutschland ihre natürlich nachwachsenden Ressourcen bereits am 13. März sowie am 4. Mai verbraucht. „Wenn alle Menschen weltweit so wirtschaften und leben würden wie wir in Deutschland, bräuchten wir drei Planeten“, sagt Bals.

Die Notwendigkeit, das Ressourcenproblem in den Griff zu bekommen, steigt – auch mit Blick auf die Bevölkerungsprognose der Vereinten Nationen: Bis 2050 wird die Welt auf 9,7 Milliarden Menschen anwachsen. Die Welthungerhilfe schätzt, dass wir so noch vor 2050 die Ressourcen von drei Erden benötigen.

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Vorschläge, um den Erdüberlastungstag nach hinten zu verschieben, gibt es zuhauf. Allein das Global Footprint Network hat mehr als 100 Lösungen zusammengetragen. Würde man den Anteil erneuerbarer Energiequellen im Strommix von derzeit 39 auf 75 Prozent erhöhen, wäre der Stichtag 26 Tage später erreicht. Gelänge es, die Lebensmittelverschwendung von aktuell 1,3 Milliarden Tonnen zu halbieren, könnte das den Erdüberlastungstag um 13 Tage verschieben.

Für Rebecca Tauer vom WWF Deutschland ist die wichtigste Antwort auf das Ressourcenproblem eine Abkehr des „Take-Make-Waste“-Systems, in dem wir heute leben. „Jede Ressource, die wir im Kreislauf halten, verringert unsere Abhängigkeit und macht uns resilienter.“ Tauer fordert beispielsweise verbindliche Ziele beim Rohstoffkonsum. Maximal sieben Tonnen pro Kopf und Jahr sollen es bis 2045 sein. Aktuell sind es dem Naturschutzbund zufolge 16 Tonnen. Auch die Kreislaufwirtschaftsstrategie, die die Bundesregierung kommendes Jahr verabschieden will, müsse ambitioniert und konkret sein.

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