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Wirtschaft: Kartoffelkeime, aufgehorcht !

Wer auf dem Marktplatz redet, muss in Kauf nehmen, dass ihm die Raupen im Salat zuhören. Wer sich auf der Grünen Woche zu Wort meldet, tut das in der Hoffnung, dass die versammelten Kartoffelkeime zustimmend mit den Augen rollen.

Wer auf dem Marktplatz redet, muss in Kauf nehmen, dass ihm die Raupen im Salat zuhören. Wer sich auf der Grünen Woche zu Wort meldet, tut das in der Hoffnung, dass die versammelten Kartoffelkeime zustimmend mit den Augen rollen. Es wurde viel Gutes geredet in den vergangenen Tagen – über unsere Landwirtschaft, die doch das Wort grün nur in Ausnahmefällen verdient. Es wurde gewarnt vor Genen und deren Veränderung durch wahnsinnige Dr. Mabuses, vor dem Klonen, das eine Tomate aussehen lässt wie jede andere Tomate auch. Mein Gott, die sehen schon seit Jahrzehnten so aus – eine wie die andere. Bei der Grünen Woche geht es nicht um kriminelle Umtriebe in der Landwirtschaft, weil es die bekanntlich nicht gibt, nie gegeben hat und nie geben wird. Dafür sorgen Arm in Arm Frau Landwirtschaftsministerin Künast und Herr Bauernpräsident Sonnleitner.

Die eine will uns Einzelprodukte teuer verkaufen, dem anderen liegt die billige Massenproduktion am Herzen. So ist für jeden Geschmack gesorgt. Nur einer mampfenden Mehrheit, die den Geiz auf ihre T-Shirts geschrieben hat und Schnäppchen sucht, genügt das nicht. Sie beansprucht eine Prämie für das Verzehren von Hormonkoteletts; und noch während sie darauf herumkaut, verlangt sie eine Garantie, dass die Sonderangebote nicht gesundheitsschädlich sind. Auf der anderen Seite haben wir die Vereinigung der deutschen Gourmets. Dieser Verein ist beglückt über das Wort grün im Titel der Messe, ist aber erst nach der Entdeckung eines kulinarischen Wertes in unserer Nahrung zu einer Stellungnahme bereit. Was aber geschieht, wenn die Gourmets ihn finden? Steht uns dann eine Koalition mit der Agrarindustrie bevor? Oder werden die Feinschmecker eine Außerkulinarische Opposition bilden? Es bleibt spannend auf der Grünen Woche. Sie verdiente es, länger zu dauern als der Kölner Karneval.

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