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Wirtschaft: Metallindustrie betont Zuversicht

Arbeitgeberchef Kannegiesser: „Wir befürchten keinen Absturz“ – Aber das Wachstum halbiert sich wohl

Berlin – Der wichtigste deutsche Industriebereich zeigt keine Angst vor der Finanzkrise. „Wir befürchten keinen Absturz“, sagte Martin Kannegiesser, Präsident des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall, am Dienstagabend in Berlin. Nachdem die Produktion der Metallfirmen im vergangenen Jahr noch um gut acht Prozent gestiegen war, rechnet Kannegiesser im laufenden Jahr aber nur noch mit „knapp der Hälfte“. Dabei würden indes noch weitere Arbeitsplätze entstehen, „aber nicht in dem Tempo der letzten Monate“. Im vergangenen Jahr hatten die Metallfirmen 110 000 Arbeitskräfte eingestellt; insgesamt beschäftigt die Branche jetzt 3,5 Millionen, das ist mehr als vor zehn Jahren.

Kannegiesser, selber Eigentümer einer Firma, die mit Wäschereitechnik in aller Welt erfolgreich ist, wollte die Gefahren der Finanzkrise aber nicht bagatellisieren. Zwar gebe es bislang noch „keine messbaren“ Folgen auf die Kreditpolitik der Banken. Doch die Investitionsgüterbranche hänge von Finanzierungen ab, deshalb „hängt ein Damoklesschwert über uns. Möglicherweise geht der Kelch aber an uns vorüber.“ Die deutschen Firmen seien jedenfalls von den Banken unabhängiger als noch vor zwei Jahren, weil sie wegen der guten Gewinne in den letzten Jahren besser mit Eigenkapital ausgestattet seien. „Wir sind wettbewerbsfähiger, wir sind robuster, unsere Produkte sind besser – alles in allem können wir einem härteren Seegang trotzen“, zeigte sich Kannegiesser selbstbewusst.

Die wichtigsten Metallbranchen, Maschinen- und Fahrzeugbau, hätten zwar „die starke Amerikaorientierung ein bisschen verloren“. Die USA blieben aber als größte und stärkste Wirtschaftsregion weltweit für die deutschen Firmen äußerst wichtig. Sein Unternehmen selbst, dass rund acht Prozent des Umsatzes in den USA erwirtschaftet, richtet sich vor allem auf Grund des Kursanstiegs des Euro auf eine schwierige Zeit in Nordamerika ein.

Die aktuelle Auseinandersetzung um Nokia bezeichnete Kannegiesser als „ärgerlich“. Bochum habe es ohnehin schwer, doch Nokia könne man keinen Vorwurf machen: „Den Strukturwandel kann man nicht stoppen, ein Unternehmen kann man nicht einsperren.“ Allerdings stelle sich die Frage, „wie man so was macht“. Bei dem Konzern müsse „das Bemühen erkennbar sein“, den betroffenen Arbeitnehmern eine „weiche Landung zu ermöglichen“.

Mit dem eigenen Tarifpartner, der IG Metall, wird Kannegiesser erst gegen Ende des Jahres über die nächste Tariferhöhung verhandeln. Zuvor bemühen sich beide Seiten ziemlich einvernehmlich bei der Politik um eine Anschlussregelung für die Förderung der Altersteilzeit durch die Bundesagentur für Arbeit, die Ende 2009 ausläuft. Nicht zuletzt wegen der Rente mit 67 beharren die Gewerkschaften auf Instrumenten, die es bestimmten, vor allem gesundheitlich belasteten Beschäftigtengruppen ermöglichen, vorzeitig und ohne unerträgliche Abschläge in die Rente gehen zu können.

Am Dienstag stellte Bundesarbeitsminister Olaf Scholz (SPD) seine Vorstellungen dazu den Vorsitzenden der Gewerkschaften vor. Allerdings gibt es in der Union Vorbehalte, weil dort eine Teilkorrektur der Rente mit 67 befürchtet wird. Vor der Wahl in Hamburg (24. Februar) wird mit keiner zielführenden Debatte in der großen Koalition gerechnet.

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