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PRODUKTION - 01.02.2023, Hessen, Frankfurt/Main: Eine Stele mit der Inschrift ·European Central Bank Eurosystem· steht vor der Zentrale der Europäischen Zentralbank (EZB). Am 02.02.2023 entscheiden Europas oberste Währungshüter auf ihrer turnusmäßigen Ratssitzung über neue Zinsschritte. Foto: Arne Dedert/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

© dpa/Arne Dedert

Steigende Energiepreise: Europäische Zentralbank alles andere als machtlos

Der Einfluss der Geldpolitik auf die Energiepreise galt bisher als gering. Eine neue Studie zeigt, dass die Notenbank durchaus etwas ausrichten kann.

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat wohl doch Einfluss auf die Entwicklung der Energiepreise im Euroraum. Das geht aus einer am Mittwoch veröffentlichten Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) Berlin hervor. Zinserhöhungen der EZB dämpfen die Preiserhöhung der Energie. Laut DIW-Studie spielen dabei drei Effekte eine Rolle, die sich gegenseitig beeinflussen: die geringere gesamtwirtschaftliche Nachfrage, der Euro-Dollar-Wechselkurs sowie der Ölpreis.

Die Energiepreise waren zuletzt vor allem im Zuge des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine im vergangenen Jahr stark gestiegen. Vielfach wurde angenommen, dass die Euro-Notenbank gegen den Energiepreisschub wenig ausrichten kann. So sagte François Villeroy de Galhau, Gouverneur der Banque de France, auf der „Europe 2023“-Konferenz des Tagesspiegels Anfang Februar „Die Energiepreise steigen weiter, wenn auch weniger stark als in den Monaten zuvor, dagegen kann auch die Geldpolitik der EZB nichts tun.“ 

Alexander Kriwoluzky, Leiter der Abteilung Makroökonomie am DIW Berlin, kommt mit seinen Kollegen zu einem anderen Ergebnis. Die Forschenden untersuchten strukturelle Effekte von Zinserhöhungen der EZB im Euroraum für den Zeitraum 1999 bis 2020.  „Unter dem Strich wird klar, dass die EZB die Energiepreise mit Leitzinserhöhungen tatsächlich dämpfen kann“, so Kriwoluzky.

Unter dem Strich wird klar, dass die EZB die Energiepreise mit Leitzinserhöhungen tatsächlich dämpfen kann.

Alexander Kriwoluzky, Leiter der Abteilung Makroökonomie am DIW Berlin

Infolge einer Zinserhöhung sinkt die gesamtwirtschaftliche Nachfrage: Unternehmen fahren ihre Investitionen zurück und Haushalte konsumieren weniger. Dadurch fällt der in Dollar gehandelte Ölpreis auf dem Weltmarkt. Energie verbilligt sich. Dieser Nachfrageeffekt ist laut der Studie am stärksten.

Gleichzeitig wird der Euro durch die höheren Zinsen im Vergleich zum Dollar aufgewertet. Dadurch werden Ölimporte in den Euroraum billiger, die Nachfrage nach Öl steigt und der globale Ölpreis (in US-Dollar) zieht an. Diesen Wechselkurseffekt bewerten die Forschenden aber als schwächer als den Nachfrageeffekt, wodurch die Energiepreise unter dem Strich fallen.

Die Zinsanpassungen durch die EZB kommen allerdings zu einem Preis. Die Anhebung der Zinsen wirkt negativ auf die Wirtschaftsleistung und erhöht die Arbeitslosigkeit. Kriwoluzky hält den geldpolitischen Kurs der EZB allerdings trotz dieser wirtschaftlichen Kosten für richtig. „In Zeiten mit hohen Inflationsraten ist es wichtig, die Inflationserwartungen im Blick zu haben und einzufangen, damit die Inflation mittelfristig nicht aus dem Ruder läuft.“

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