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Die Preisträgerinnen und Preisträger der diesjährigen Start-up Awards.

© Startup Verband

Verleihung der „Oscars für Start-ups“: Tech-Firmen sind das Aushängeschild der deutschen Gründerszene

Bei den German Start-up Awards zeigt sich, dass sich Deutschlands Gründer-Ökosystem international nicht verstecken muss, in der Breite stark ist – und sich klar gegen die AfD positioniert.

Ob Satellitentechnik, Künstliche Intelligenz, Wasserstoffherstellung oder Krebsbehandlung – es sind die großen und vor allem Technologiethemen, mit denen man als Gründerin oder Gründer aktuell herausragt und Preise gewinnt. Und zwar in Dresden, Braunschweig oder Heidelberg. Trotz Krieg und Krisen. Das deutsche Start-up-Ökosystem floriert – und zwar vor allem außerhalb der Start-up-Zentren Berlin oder München.

All das zeigte sich bei der diesjährigen Verleihung der Start-up-Awards, den „Oscars der deutschen Start-up-Szene“, wie Vizekanzler Robert Habeck (Grüne) seine Rede eröffnete. Zum fünften Mal wurden am Donnerstagabend in feierlichem Ambiente unter 500 Gästen unweit des Kanzleramts unter anderem Gründerin und Gründer sowie Newcomerin und Newcomer des Jahres ausgezeichnet. Gekürt von einer Jury, die aus über 400 Bewerbungen, die am häufigsten Nominierten bewertete und auswählte.

Beim Gründer des Jahres kann sich die Jury nicht entscheiden

Den Preis der Gründerin des Jahres erhielt Kristina Nikolaus. Sie hat mit 23 Jahren in Braunschweig eines der ersten nachhaltigen Raumfahrt-Start-ups Deutschlands gegründet. Mithilfe von Software versucht ihre Firma Okapi Orbits, Kollisionen von Satelliten zu vermeiden und am Ende so die Erde zu schützen.

Vizekanzler und Wirtschaftsminister Robert Habeck appellierte an Vorbildfunktion der Gründerinnen und Gründer für nächste Generation, aber auch den Rest des Landes.

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In der Kategorie Gründer des Jahres, konnte sich die Jury erstmals in der Geschichte nicht einigen, sodass gleich zwei Personen ausgezeichnet wurden – und zwar zwei Schwergewichte der Szene. Zum einen Jonas Andrulis, der in Heidelberg den wohl größten deutschen KI-Hoffnungsträger Aleph Alpha gegründet hat.

Zum anderen Nils Aldag, der sich in Dresden mit seinem Wasserstoff-Start-up Sunfire zum Ziel gesetzt hat, alle fossilen Brennstoffe durch Erneuerbare Energien zu ersetzen. Im März hat seine Firma noch einmal 315 Millionen Euro eingesammelt und gehört inzwischen zu den weltweit führenden Elektrolyse-Firmen.

Diversität als Standortvorteil

Bei den Newcomern sorgte Angela Relógio für einen der prägendsten Momente des Abends. Die deutsch-portugiesische Physikingenieurin, Karate-Europameisterin und an der Charité habilitierte Molekularbiologin und Bioinformatikerin wurde für ihr Medizin-Start-up Time Teller ausgezeichnet. Auf die Frage, wie sie das alles unter einen Hut bringen würde, sagte Relógia: „Ich bin eine Frau“ – und erhielt dafür brüllenden Applaus.

Diversität und Vielfalt ist das, was uns stark macht.

Verena Pausder, Vorsitzende des Start-up-Verbands

Sie will die Arzneimittelentwicklung vor allem für Krebspatienten stärker an deren innerer Uhr ausrichten, sodass weniger Nebenwirkungen auftreten. Auch der Physiker Midrul Agrawal wurde mit seiner Firma Iuvando Health im Bereich Präzisionsonkologie ausgezeichnet. Den Preis des Newcomers des Jahres erhielt Ish Dhand für seine in Ulm ansässige Firma im Bereich des Quantencomputing.

„Diversität und Vielfalt ist das, was uns stark macht“, sagte Verena Pausder. Die Vorsitzende des Start-up-Verbands verwies in ihrer Rede zum Auftakt des Abends auch auf den hohen Anteil von Menschen mit Migrationsgeschichte in der Szene. Die Unternehmerin bezog zudem klar Stellung gegen die AfD: „Eine rechtsradikale Partei wie die AfD lehnen wir ohne Wenn und Aber ab“. Was folgt, ist der längste und lauteste Applaus des Abends.

„Wir haben in diesem Land alle Zutaten, die es braucht, um erfolgreich zu sein“, sagte Pausder. Deutschland verfüge über Top-Talente, Weltklasse Forschung, eine starke industrielle Basis und genug Kapital. Doch müsse man noch besser werden, das Wissen aus den Universitäten zu holen und das private wie auch institutionelle Kapital besser in Wagniskapital zu lenken.

Wirtschaftsminister Robert Habeck verwies darauf, dass sein Haus genau für diese beiden Probleme bereits gehandelt habe. Im Februar hat das Ministerium eine neue Förderrichtlinie aufgesetzt, die „Start-up-Factories“, womit Ausgründungen aus Hochschulen erleichtert und zur Hälfte von privaten Firmen finanziert werden. Ob das reicht und welche Steine politisch für mehr Gründungen noch aus dem Weg geräumt werden müssten, steht an diesem Abend nicht im Mittelpunkt.

Stattdessen und wie auch schon auf der Influencer-Konferenz OMR hält Habeck eine Rede, die inspirieren und für Aufbruch sorgen soll. „Ihr seid die Wirtschaft der Zukunft“. „Ihr müsst Vorbilder sein“. Start-ups würden mehr Wertschöpfung und Arbeitsplätze schaffen als viele andere Branchen. Genau das, was die alten und neuen Gründer an diesem Abend hören wollten.

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