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Mit Malaria infizierte rote Blutzelle.

© Getty Images/iStockphoto

Heute vor 143 Jahren: Als ein Außenseiter den Malaria-Erreger fand

Lange glauben Ärzte, dass Malaria durch giftige Dämpfe verursacht wird. Erst ein Blick ins Blut von Soldaten führt auf die richtige Spur.

Eine Kolumne von David Will

Einfach mal wieder richtig durchatmen in Buenos Aires! Das dachten zumindest die spanischen Eroberer, die im 16. Jahrhundert zum ersten Mal am Rio de la Plata Anker legten und die Siedlung der „guten Luft“ gründeten. Hier waren sie sicher vor der tödlichen „Schlechten-Luft-Krankheit“, was die wortwörtliche Übersetzung aus dem Lateinischen für die Tropenkrankheit Malaria ist.

Denn so erklärten sich Menschen damals die Verbreitung dieser Krankheit. Malaria wird, darin war sich die europäische Medizin lange Zeit einig, durch sogenannte Miasmen verursacht: Mysteriöse Dämpfe aus dem Erdboden, die Krankheit und Tod bringen. Das änderte sich erst durch die Arbeit eines „Underdogs“.

Am 6. November 1880, heute vor 143 Jahren, sieht der französische Militärarzt Alphonse Laveran zum ersten Mal den Malariaerreger durch die Linse seines Mikroskops. Er ist in Algerien stationiert, das damals noch unter französischer Kolonialherrschaft steht. Als in der Truppe Malaria grassiert, untersucht Laveran hunderte Soldaten. Dabei macht er eine bahnbrechende Entdeckung: Im Blut der Erkrankten schwimmen winzige, fast durchsichtige Organismen.

Malaria werde durch Parasiten verursacht, schreibt Laveran seinen Kollegen in Europa. Doch die nehmen den unbekannten Laveran nicht ernst. Schließlich haben renommiertere Forscher erst kurz zuvor erklärt, ein Malaria-Bakterium gefunden zu haben. Zu dieser Zeit setzt sich zwar allmählich die Überzeugung durch, dass Krankheiten durch Erreger und nicht durch unerklärliche Winde verursacht werden. Doch welche Erreger die Schuldigen sind, ist darum noch lange nicht klar.

Erst als sich der berühmte Louis Pasteur auf Laverans Seite schlägt, glaubt ihm auch die Fachwelt. Seine Entdeckung führt die Medizin schließlich auf die richtige Fährte: Malaria wird tatsächlich nicht durch ein Bakterium, sondern durch den Parasiten Plasmodium verursacht, der sich in den roten Blutkörperchen einnistet und – wie man einige Jahre später herausfindet – durch Stechmücken übertragen wird.

Anfang des 20. Jahrhunderts etablieren sich in der Medizin schließlich die ersten effektiven Maßnahmen zur Bekämpfung von Malaria. Seit diesem Jahr gibt es den ersten Impfstoff. Auf lange Sicht rettete der akademische Außenseiter Laveran also zahllose Menschenleben. Er wurde 1907 für seine Entdeckung mit dem Nobelpreis für Physiologie oder Medizin ausgezeichnet.

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